Als der Krieg vorüber war

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
wilde hummel 1 Avatar

Von

Das Buchcover ist gut gewählt - eine Frau blickt in die Ferne oder Zukunft. Miriam Gebhardt hat den Versuch gestartet, Frauen, ihr Schicksal und ihre Rollen in der Zeitspanne kurz nach Kriegsende zu beschreiben. Leider vermischt sie dabei Pseudowissenchaftliches, persönliche Biografien, statistisches Zahlenmaterial und ihre eigene Meinung. Dass sie den Mythos Trümmerfrau noch mal durchleuchtet und ernüchternd die manipulativen Versuche zur Glorifizierung aufzeigt, dass sie die sexualisierte Gewalt beschreibt, dass sie auch die unbelehrbaren Nazi-Frauen erwähnt, dass die Zeiten vor allem Beschaffungsnotwendigkeiten verursachten - all das ist nicht neu und wurde schon oft beschrieben. Was ist also zugespitzt die Quintessenz der Aussage? Haben Frauen nun generell ihre kurze Chance einen Quantensprung in der Emanzipation zu initiieren versäumt? Aber tradierte Rollenmuster verändern sich nicht plötzlich, nur weil die Männer abwesend sind. Am spannendsten fand ich noch den Versuch, die unterschiedliche Entwicklung in Ost- und Westdeutschland zu analysieren. Besonders gut fand ich die eingefügten Bilder, die so viel mehr von der Zeit widerspiegeln. Mir persönlich hätten tatsächlich dokumentierte Interviews der noch lebenden Zeitzeugen besser gefallen, als willkürliche Ausschnitte aus verschiedenen Tagebüchern. Gerne hätte ich auch mehr über die Bruchstellen in den Frauenbiografien erfahren. Mein historisches Interesse wurde teilweise gut bedient, auch wenn ich den Historienmix so nicht mochte.