kein neutraler Blick auf die Frauen in der Nachkriegszeit

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Der Titel und der Klappentext des Buches von Dr. Miriam Gebhardt hatte mich sehr neugierig gemacht. Ich kannte diese Zeit nur auch den Erzählungen meiner Oma väterlicherseits und aus Schlesien geflüchtet erzählt hatte. Aber auch aus den spärlichen Erzählungen meiner Eltern aus dieser Zeit. Daher hatte ich mich sehr über die Lesemöglichkeit gefreut.

Das Cover zeigt eine schwarz gekleidete Frau, welche in die Ferne blickt, auf einem rauchlila farbigen Untergrund. Wäre es einfach nur ’normal‘ lila könnte man auf ein Buch über Emanzipation und Frauenrechte tippen, aber so hat es einen Hauch von Härte, Kälte und Ungewissheit. Für mich nicht ganz schlüssig und auch kein Grund warum ich dieses Buch gekauft hätte. Der Klappentext allerdings wirkt interessant und informativ. Zu mindestens bevor das Buch gelesen wird.

Doch sobald man mit dem Lesen beginnt wird sehr schnell klar, das es keinesfalls nur oder wie im Klappentext beschrieben um die Frauen in der Nachkriegszeit bzw. dass Berichte und Tagebucheinträge der Frauen geht. Ich hatte ein wenig Redebedarf. Denn entweder habe das Prinzip hinter dem Buch nicht verstanden oder es liegt an meinem Alter oder sowohl Oma und Mutter haben gelogen was die Zeit angeht.
Meiner Meinung wird dort schon und es zieht sich durch das ganze Buch. Der Aspekt der damaligen Erziehung. Aber auch der Grundgedanke des Selbstschutzes zur Zeit des Krieges. Ich finde einiges zu pauschalisiert. Aber ich finde auch das die Autorin in einigen Dingen sehr selbstverliebt klingt, wenn sie zig mal in einem Kapitel auf ihre eigenen Bücher verweist.

Sobald sie Vergleiche zwischen der ehemaligen DDR und Westdeutschland zieht, finde ich dass sie nicht mehr so neutral schreibt.
Ja und wie engsichtig alles bei ihr ist. Ich habe auch schon ein Wort das mich sehr nervt und meinen Lesefluss, wenn er denn aufkommt, beeinträchtigt. ‚lautsprecherisch‘ … bitte was will sie mit diesem unmöglichen Wort sagen?
Weder der Duden noch Google kennen dieses Wort. Auch Personen die in den 1950igern bis dato geborenen Menschen schauen mich irritiert an und fragen ob ich Lautsprecher meine… Selbst in Büchern aus dieser Zeit ist das Wort nicht zu finden.

Das gesamte Buch ist eigentlich so ein Emanzipationsbuch und kein neutraler Blick auf die Frauen in der Nachkriegszeit. Es mag ja auch toll sein, dass sich Ende der 1950iger und in den 1960iger Jahren einiges änderte. Aber das ist doch nicht das eigentliche Thema, welches im Klappentext steht.
Ganz ganz schrecklich finde ich, dass sie den Frauen in der Kriegszeit zu abfällig gegen ist. Einerseits sagt sie, dass Frauen Nachbarn, Verwandte und Fremde selbst ihre Männer und Kinder anzeigten wenn sie nicht in der Partei waren. Andererseits sagt sie nichts zu dem Druck unter dem ALLE standen und das eine eigene Meinung lebensgefährlich war.
Laut meiner Oma gab es einzig die Möglichkeit zum Überleben, wenn Frau vorgab sie mit dem Krieg und somit auch für Hitler war. Und da glaube ich meiner Oma mehr wie der Autorin, denn meine Oma war erstens Zeit Zeugin und zweitens hat sie sonst wohl kaum die Flucht überlebt. Meine Oma hat zwei Kriege erlebt, musste aus Schlesien mit 2 Jungs flüchten und hatte nebenbei auch noch Nachbarkinder dabei. Sie hat immer alles getan ohne sich zu fragen oder von irgendeiner beruflichen Karriere gedacht. Denn dafür keine Zeit, in vielerlei Hinsicht.
Schlimm finde ich auch, dass die Autorin wirklich nur gegen die bösen West-Deutschen Frauen wettert und alles was DDR und Sowjet- Zone war super toll für Frauen.
Auch die Berichte der Frauen allgemein zerreißt sie bis ins unkenntliche.

Irritierend empfinde ich das sie ab etwas mehr wie der Mitte plötzlich hauptsächlich in den 1950igern und 1960igern hauptsächlich über Frauen spricht, die allgemein aus der Politik bekannt sind. Nun könnte man sagen, dass diese Frauen auch die NS-Zeit erlebt haben und dort nicht ihr Studium weiterführen konnten, nicht ihren eigentlichen Berufswunsch erfüllen konnten, aber es handelt sich dabei nur um höher gestellte Frauen.

Zudem fällt gravierend auf, dass die Autorin einfach mal in ihren Interpretationen der Tagebucheinträge der Frauen zeitliche Fehler hat und ihre persönliche Meinung dazu schreibt und nicht wie es beschrieben wurde nur zitiert. Diese Zeit Patzer ziehen sich durch das gesamte Buch und nerven auf Dauer einfach nur.
Ebenso unsinnig und nicht zum Thema passen empfinde ich es das sie Vergleiche bis ins 21 Jahrhundert zieht und immer nur bemängelt, dass Frauen immer noch nicht so gestellt sind wie sie es möchte.

Kurz gesagt, es ist schade das ich meine Lesezeit mit diesem Buch verplempert habe. Ich wollte es mehrfach abbrechen und doch habe ich mich durchgebissen und es zu Ende gelesen.

Als endgültiges Fazit kann ich für mich sagen: Schade das für dieses Buch ein unschuldiger Baum für das Papier sterben musste.