Zu kurz gedacht
Miriam Gebhardt analysiert in „Die kurze Stunde der Frauen“ detailliert und umfassend die Situation und die Rolle der Frauen in der Nachkriegszeit.
Die einzelnen Kapitel haben mich thematisch zunächst angesprochen, das Buch schien mir gut aufgebaut. Doch in der stringenten Aufarbeitung der einzelnen Themen fehlte mir der Bezug zum großen Ganzen. Überlebenssicherung, Gewalterfahrung, Ehemänner, Arbeitsmoral … ergeben nur zusammen das Bild.
Insgesamt wird das Buch nach meinem Dafürhalten der Situation der Nachkriegsfrauen nicht wirklich gerecht. Dies betrifft sowohl die Auseinandersetzung mit Schuld und Mitverantwortung für die Gräueltaten des 3. Reiches, als auch mit dem unvorstellbaren Leid und den erbrachten Leistungen. Vielleicht ist es für ein Sachbuch zu viel verlang, aber mir fehlten Einfühlen und Empathie.
Immer wieder räumt Miriam Gebhardt mit dem „Mythos der Trümmerfrauen“ auf. Sie berichtet – nicht wirklich neu – von gestellten Aufnahmen und von Arbeitseinsätzen, zu denen Nazi-Frauen als Sühneleistungen gezwungen wurden. Das ist inzwischen hinreichend belegt. Doch unzählige Frauen durchkämmten – nicht zwangsverpflichtet, sondern aus schierer Not - die Trümmer. Wie meine Schwiegermutter im zerbombten Berlin schleppten sie Steine und alles, was man noch gebrauchen konnte, in ihre zerstörten Wohnungen. Für mich sind und bleiben sie wertzuschätzende Trümmerfrauen.
Der Titel „Stunde der Frauen“ schien mir anfangs genial gewählt. Stunde der Frauen suggeriert einen besonderen Auftritt, den die Frauen sich dann aber verkürzen ließen oder unbedarft gar selbst verkürzten, indem sie ihre Chancen nicht weiterverfolgten. Oft wirkten Gebhardts Analyse, ihre Darstellungen und Auswertungen auf mich so, als hätten die Frauen wesentliche Aspekte ihrer Entwicklungsmöglichkeiten übersehen. Aber in Frieden und Freiheit geboren und nach 70 Jahren der – auch emanzipatorischen – Weiterentwicklung - kann in der heutigen Zeit wahrscheinlich kaum jemand ermessen, was die Kriegs- und Nachkriegsfrauen erlebten, erduldeten und leisteten.
Die Frauen, deren Stunde nach dem Krieg zu schlagen schien, hatten sich ihren Auftritt nicht ausgesucht. Im Kampf ums Überleben, ohne Alternativen und ohne Social-Networking hatten die allermeisten Frauen wahrscheinlich keine Kraft und keine Energie, um ihre Stunde, die sie sicherlich nicht als solche erlebten, zu nutzen. Wahrscheinlich hätten sie es - halb verhungert und erfroren, verletzt an Leib und Seele und in Trauer und in Sorge - als zynisch empfunden, wenn man ihnen gesagt hätte, dass ihre Stunde schlägt, die sie sich nicht nehmen lassen, sondern nutzen sollten.
Die einzelnen Kapitel haben mich thematisch zunächst angesprochen, das Buch schien mir gut aufgebaut. Doch in der stringenten Aufarbeitung der einzelnen Themen fehlte mir der Bezug zum großen Ganzen. Überlebenssicherung, Gewalterfahrung, Ehemänner, Arbeitsmoral … ergeben nur zusammen das Bild.
Insgesamt wird das Buch nach meinem Dafürhalten der Situation der Nachkriegsfrauen nicht wirklich gerecht. Dies betrifft sowohl die Auseinandersetzung mit Schuld und Mitverantwortung für die Gräueltaten des 3. Reiches, als auch mit dem unvorstellbaren Leid und den erbrachten Leistungen. Vielleicht ist es für ein Sachbuch zu viel verlang, aber mir fehlten Einfühlen und Empathie.
Immer wieder räumt Miriam Gebhardt mit dem „Mythos der Trümmerfrauen“ auf. Sie berichtet – nicht wirklich neu – von gestellten Aufnahmen und von Arbeitseinsätzen, zu denen Nazi-Frauen als Sühneleistungen gezwungen wurden. Das ist inzwischen hinreichend belegt. Doch unzählige Frauen durchkämmten – nicht zwangsverpflichtet, sondern aus schierer Not - die Trümmer. Wie meine Schwiegermutter im zerbombten Berlin schleppten sie Steine und alles, was man noch gebrauchen konnte, in ihre zerstörten Wohnungen. Für mich sind und bleiben sie wertzuschätzende Trümmerfrauen.
Der Titel „Stunde der Frauen“ schien mir anfangs genial gewählt. Stunde der Frauen suggeriert einen besonderen Auftritt, den die Frauen sich dann aber verkürzen ließen oder unbedarft gar selbst verkürzten, indem sie ihre Chancen nicht weiterverfolgten. Oft wirkten Gebhardts Analyse, ihre Darstellungen und Auswertungen auf mich so, als hätten die Frauen wesentliche Aspekte ihrer Entwicklungsmöglichkeiten übersehen. Aber in Frieden und Freiheit geboren und nach 70 Jahren der – auch emanzipatorischen – Weiterentwicklung - kann in der heutigen Zeit wahrscheinlich kaum jemand ermessen, was die Kriegs- und Nachkriegsfrauen erlebten, erduldeten und leisteten.
Die Frauen, deren Stunde nach dem Krieg zu schlagen schien, hatten sich ihren Auftritt nicht ausgesucht. Im Kampf ums Überleben, ohne Alternativen und ohne Social-Networking hatten die allermeisten Frauen wahrscheinlich keine Kraft und keine Energie, um ihre Stunde, die sie sicherlich nicht als solche erlebten, zu nutzen. Wahrscheinlich hätten sie es - halb verhungert und erfroren, verletzt an Leib und Seele und in Trauer und in Sorge - als zynisch empfunden, wenn man ihnen gesagt hätte, dass ihre Stunde schlägt, die sie sich nicht nehmen lassen, sondern nutzen sollten.