Katie auf Mias Spuren

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
theresia626 Avatar

Von

Im Mittelpunkt von Lucy Clarkes Debütroman „Die Landkarte der Liebe“ stehen die zwei ungleichen Schwestern Mia und Katie Greene. Der Roman beginnt mit Katie, es ist März und mitten in der Nacht in London, als die Polizei ihr mitteilt, dass ihre Schwester Mia, die mit ihrem Jugendfreund Finn Tyler auf eine kleine Weltreise gegangen ist, am Fuße einer Klippe in Umanuk an der Südspitze von Bali tot aufgefunden wurde. Tags zuvor hatte Mia sich nach Monaten wieder telefonisch bei Katie gemeldet, und bei dem Gespräch ist es zu einem schlimmen Streit gekommen, scharfe Worte sind gefallen, die Katie nun nicht mehr zurücknehmen kann. Sie kann sich nicht mehr bei ihrer Schwester entschuldigen. Die balinesische Polizei geht anfangs von einem tragischen Unfall aus. Nach der Autopsie steht fest, dass Mia zum Zeitpunkt ihres Todes unter Alkoholeinfluss gestanden hat. Außerdem wollen Zeugen gesehen haben, dass sie von der Klippe gesprungen ist. Die offizielle Todesursache lautet Selbstmord. Nach Mias Beerdigung findet Katie im Rucksack ihrer Schwester deren Reisetagebuch. Um die Einträge sind Zeichnungen, kleine Notizen, Ausschnitte von Landkarten und Erinnerungsstücke von den Reisezielen angeordnet. (S.39) Sechs Monate war Mia auf Reisen gewesen, sechs Monate, über die Katie gern mehr erfahren würde, und ihr kommt eine Idee. Fünf Tage später hat sie ihren Job gekündigt, und obwohl sie Angst vorm Fliegen hat, will sie …“dem Tagebuch folgen, Eintrag um Eintrag, Land um Land, in der Hoffnung, dass sie Mias Tod ein wenig besser verstehen würde,…“ (S. 43) Sie fliegt nach San Francisco, Maui, Australien und schließlich nach Bali.

Mit wechselnder Perspektive erzählt Lucy Clarke in „Die Landkarte der Liebe“ die Geschichte um Mia und Katie Greene, wobei die Erzählstandpunkte sich regelmäßig abwechseln und jede Protagonistin ihre eigene Stimme erhält. Der Leser lernt die gut organisierte Katie kennen, die mit Ed verlobt ist und bald heiraten wird. Sie hat einen guten Job in London und lebt nach dem Tod ihrer Mutter mit Mia in einer Wohnung. Mia, ihre drei Jahre jüngere Schwester, ist ein Freigeist, sie kann egoistisch und rücksichtslos sein. Der Leser erfährt, was Mia auf ihrer Reise erlebt hat. Sie trifft einen Menschen wieder, den sie lange Zeit vermisst hat und dieses Treffen endet nicht sehr schön. Auf ihrer Reise ist sie der Liebe ihres Lebens begegnet und hat deswegen ihre Reiseroute geändert. Geheimnisse und Lügen treten zutage, mit denen der Leser nicht rechnet. An diesem Roman ist nicht nur die Erzählperspektive interessant, sondern vor allem die Zeitstruktur. Mias Tagebucheinträge sind im Verhältnis zur Erzählgegenwart von Katies Reise Rückblenden. Mit einer Verschiebung von sechs Monaten folgt Katie exakt den Spuren ihrer Schwester. Mit dem letzten Tagebucheintrag schließt sich der Kreis. Katie steht auf der Klippe, von der ihre Schwester Mia in den Tod stürzte und löst das Rätsel um ihren dramatischen Tod. Wunderbare leichte Sommerlektüre, ein Roman, den ich empfehlen kann.