Traurig – tiefgründig – schön

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
horrorbiene Avatar

Von

Ich hatte mal wieder Lust auf etwas romantischere Lektüre und bin auf dieses Buch gestoßen. Die Idee, den Weg, den die verstorbene Schwester gegangen ist, nachzuvollziehen und nachzugehen, um sie und ihr Handeln besser zu verstehen, hat mir sehr gut gefallen und dementsprechend bin ich mit hohen Erwartungen an das Buch herangegangen.
Mia und Katie sind zwei ganz unterschiedliche Schwestern, die in der Vergangenheit sehr miteinander verbunden waren und sich nun nicht mehr so gut verstehen. Doch jetzt ist Mia tot und Katie kann dies nicht verstehen, da die Polizei auf Bali von Selbstmord spricht, und Mia nicht der Typ für diesen Ausweg ist. So macht sie sich auf den Weg Mias Reise nachzuvollziehen. Dabei hat sie Mias Tagebuch als Reiseführer. Doch sie wird nicht nur auf dieser Reise mehr über ihre Schwester erfahren, sondern auch über sich selbst und was sie vom Leben erwartet.
Das Buch hat zwar zum Hauptthema Katies Trauerbewältigung, doch am Ende hat dieses Buch auch eine wunderbare Botschaft: Eine Beziehung zu einem Menschen kann nur durch Komunikation funktionieren. Wenn man sich nicht mitteilt, können Welten auseinander driften – wie im Fall von Mia und Katie. Dieser Aspekt hat mir wirklich gut gefallen, vor allem, weil es am Ende so schön herausgearbeitet wurde – denn das Finale ist wirklich ergreifend.
Dies rettet das Buch: Im Mittelteil war es wirklich etwas dröge. Es passierten einfach viel zu viele vorhersagbare Dinge, die mich beim Lesen schon etwas langweilten, doch zum Schluss tun sich doch Dinge auf, die mich noch überraschen konnten. Dennoch gefiel mir gerade die Schilderung der gestörten Beziehung der Schwestern, zeigt sie doch, wie schnell man sich missverstehen kann. Sie ist zudem so glaubhaft geschildert, als würden diese Schwestern gleich nebenan wohnen – wenn man denn in Cornwall lebt.
Ich habe komischerweise erwartet, dass das Buch anders aufgebaut ist – zumindest hätte ich es anders aufgebaut, wäre ich die Autorin gewesen. Erwartet habe ich, dass der Leser mit Katie die Reise erlebt und auch mit Katie sozusagen gemeinsam die Tagebucheinträge lesen und Mias Zeichnungen betrachten kann, Mia somit nur durch das Tagebuch spricht und der Leser genauso viel weiß, wie Katie. Stattdessen bekommt man im Höchstfall kleine Passagen des Tagebuchs zu lesen, denn das Buch ist in zwei Erzählpersektiven aufgeteilt: Katie in der Gegenwart und Mia in der Vergangenheit. Der Leser erlebt also auch Mias Reise mit und erfährt ihre Gefühle durch ihre Gedanken und Handlungen. Dieser Aufbau macht das Lesen zwar intensiver, da man Mia als Menschen kennenlernt, doch nur das zu wissen, was Katie weiß, hätte ich auch sehr interessant gefunden.

Fazit: Die Landkarte der Liebe ist im Grunde ein schöner, tiefgründiger Roman über die Beziehung zweier Schwestern, der zwar angemessen traurig ist, doch auch eine positive Botschaft vermittelt. Dem etwas langweiligeren weil viel zu vorhersagbaren Mittelteil folgt ein schönes Finale mit Überraschungen. Ohne dieses Finale würde das Buch jedoch schnell im Durchschnitt versinken.