Wunderbar einfühlsam geschrieben!

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malibu Avatar

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Ein Familienmitglied zu verlieren ist nie schön. Noch unschöner ist es, wenn einem hinterher Sachen einfallen, die man noch so gerne sagen hätte wollen und es nie konnte – jetzt ist es zu spät! Vor allem wenn der geliebte Mensch Selbstmord beging, was man wiederum gar nicht verstehen konnte. Dann fängt das große Nachdenken an, wieso und weshalb, dem Menschen ging es doch eigentlich gut – oder doch nicht? Genau in so einer verzwickten Situation befindet sich die Protagonistin in Lucy Clarkes Roman „Die Landkarte der Liebe“, in welchem sie die Pfade ihrer Schwester nachwandert und dem Geheimnis auf die Spur kommt anhand des Reisetagebuches...

Katie bleibt nur ein meerblaues Reisetagebuch ihrer Schwester, denn diese hat sich in Bali von der Klippe gestürzt – scheinbar. Das glaubt Katie aber nicht und versucht, dem Geheimnis des Todes ihrer Schwester auf den Grund zu gehen. Hierzu hat sie deren Reisetagebuch, nach dem sie sich orientieren kann und die Reiseroute ihrer kleinen Schwester, als diese eine Reise rund um die Welt macht. Katie geht die Route nach in den Stapfen ihrer Schwester und versucht aufzudecken, wie sie gestorben ist, da es niemals Selbstmord gewesen sein kann. So entziffert Katie kurzerhand die Landkarte der Liebe ihrer Schwester...

Das Buch hat einen gleich in seinen Zeilen – man lernt Katie kennen, aber auch ihre etwas zurückhaltende Schwester Mia. Sie wird nicht oft erwähnt, aber der Leser merkt gleich, dass sie nicht gerade glücklich ist und eine Person ist, die in den nächsten Tag hineinlebt, statt zu planen. So kommt es auch, dass sie von heute auf morgen eine Reise rund über die Welt antritt mit ihrem besten Freund Finn.

Katie ist die ältere Schwester und das merkt man auch sogleich, die Autorin hat sie bildgetreu dargestellt und man hat eine ordentliche, fürsorgliche Schwester vor Augen. Anfangs merkt man nicht viel von ihrem Charakter, aber das zeigt sich nach mehr und mehr Seiten immer deutlicher. Sie ist eine mitfühlende Person, kann es aber nicht so zeigen, wie sie es gerne hätte. Sie verschließt sich etwas hinter ihrem Panzer, ist aber eine wirklich gutmütige Person.

Finn ist der beste Freund Mias. Er hilft ihr auf Schritt und Tritt – wer würde denn von heute auf morgen seinen Job kündigen und gleich so eine Reise mitmachen? Heimlich ist er in Mia verliebt, möchte es sie aber nicht spüren lassen, da es sonst diese wundervolle Freundschaft zwischen ihnen zerstören kann. Diese Geschichte haben wir schon oft gehört und trotzdem ging das meistens nach hinten los, nicht aber hier.

Das Cover und der Titel lassen auf einen entzückenden Liebesroman schließen, doch liest man den Klappentext wird einem gleich klar, dass dies kein normaler Liebesroman ist.

Der Schreibstil ist zwar leicht zu lesen, aber durch die kleine Schrift und enge Kapitel tut es sich etwas schwer. Doch bei dieser Geschichte macht selbst das dem Leser nichts, das gefühlvolle Geschehen lässt einen sofort in andere Welten abtauchen und nimmt einen gefangen. Man wandert gemeinsam mit Katie auf den Spuren ihrer Schwester, auf der Landkarte der Liebe. Gleichzeitig ist man natürlich wie auch Katie gespannt, was ihre Schwester in den Tod getrieben haben könnte und wieso sie so kurzfristig diese Reise antreten musste und von der eigentlichen Route abgewichen ist.

Später im Text wird einem vielleicht etwas klarer, wieso Mia Selbstmord gemacht hat – doch man fragt sich doch immer wieder, ob sie es wirklich getan hat und man beginnt weiter Fäden zu spinnen, was sonst schiefgelaufen ist. Wie weit muss man am Ende sein? Aus der glücklichen Mia wird eine Person, die man sehr schnell ins Herz schließt und man merkt, dass sie eigentlich gar nicht so glücklich war, wie sie einem zuvor vorkam.

Die Trauer, die Katie durchlebt – und auch alle anderen Sachen, die sie packen muss, die sie durch das Tagebuch erfährt, nimmt den Leser schon sehr mit. Man kann sich richtig in sie hineinfühlen und fragt sich, ob man auch so gehandelt hätte. Denn seien wir mal ehrlich – hätten wir diese Reise auf uns genommen? Dazu gehört schon eine gehörige Portion Mut, denn es ist nicht nur eine Reise auf Mias Weg, es ist auch eine Reise zur Selbstfindung und Aufdeckung geheimnisvoller Tatsachen, die nun den Weg ans Licht finden.

Ein wundersames, einfühlsames Lesevergnügen, das dem Leser die eine oder andere Träne hervorruft – genau das richtige für kalte, einsame Stunden!