Nächte in den Ruinen einer zerstörten Welt

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owenmeany Avatar

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An Ruiz Zafón mit seinen Bestsellern dachte ich gleich, als ich die Inhaltsangabe las, die auf eine fantastische Handlung schließen lässt und einen Bibliothekar und somit wohl auch Bücher impliziert. Die Motti von Einstein, Canetti und Kerouac wecken hohe Erwartungen, dass das Thema Zeit auch in seiner philosophischen Dimension Beachtung finden wird. Dass zudem die Werbung ziemlich dick aufträgt, wie man auf der Website beobachten kann, ist einfach den heutigen Gepflogenheiten geschuldet.

Aber Achtung: wer dem eigenen Anspruch nicht gerecht wird, kann tief fallen. Die Leseprobe setzt ein nach der Hälfte des Romans mit einer Episode zwischen Claire und Tom, die sich im London des 19. Jahrhunderts treffen. Die in einer wenig originellen Sprache beschriebenen Gefühlsregungen empfinde ich als einigermaßen abgeschmackt in ihrer schablonenhaften Vorhersehbarkeit. Für eine romantische Liebesaffäre lässt sich der Held sehr penetrant von seinen fleischlichen Gelüsten leiten. Ganz einfallsreich finde ich hingegen das Lügengeflecht, in das er sich zum Zwecke ihrer Verführung verstrickt. Die daraus entstehenden logischen Volten gemahnen in vergnüglicher Weise an den Film "Zurück in die Zukunft".

Der Stil mit den kurzen Sätzen und den lebendigen Dialogen überfordert den Leser nicht. Sollte dem Autor eine einigermaßen nachvollziehbare Handlungslinie gelungen sein, rechne ich durchaus mit dem Erfolg des Buchs, das alle dazu nötigen Ingredienzien beinhaltet.