Schwächster Nele Neuhaus-Beginn?

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marcello Avatar

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In "Die Lebenden und die Toten" widmen sich Pia Kirchhoff und Oliver Bodenstein einem Serienmörder. Pia steht kurz davor in ihre Flitterwochen aufzubrechen, als sie zu einem Tatort gerufen wird. Eine ältere Frau wurde aus dem Hinterhalt erschossen. Die Anwohner sind entsetzt und auch die Tochter der Toten kann sich nicht erklären, wer ihrer Mutter absichtlich das Leben hätte nehmen wollen. Wenig später wird eine weitere Frau auf die gleiche Weise ermordet. Doch die Opferwahl wirkt willkürlich. Der Druck auf die Ermittler von außerhalb wird immer größer und die Zeit drängt für Pia und Oliver den Mörder zu finden...
Zunächst bin ich froh, dass erneut die Chance hier bei vorablesen geboten wird, den neuen Nele-Neuhaus-Krimi gewinnen zu können. Nun zur Bewertung: Der Prolog ist gelungen. Zum einen, weil er aus der Sicht des Täters geschrieben wurde und zum anderen weil dadurch schon eine spannungsgeladene Atmosphäre geschaffen wird. Man erfährt durch die Beschreibungs- und Handlungsweisen des Täters schon einiges über seine Psyche, das entscheidende, das Motiv, bleibt aber noch verborgen. Gut finde ich auch, dass die Ermittler gleich wieder in ihrer persönlichen Umgebung eingeführt werden und dass durch drei, vier zusammenfassende Sätze (die sehr unauffällig wirken!) das vergangene Geschehen im Privatleben aufgegriffen wird, so dass man direkt wieder in die Geschichte hinein finden kann. Der Fall ist interessant, auf die Zusammenhänge bin ich schon jetzt gespannt. Das einzige, was mich etwas gestört hat, ist, dass der Einstieg in die Geschichte sich auf den ersten 30 Seiten nicht so interessant wie sonst - von Nele Neuhaus gewohnt - gestaltet hat. Damit meine ich, dass es mir gefehlt hat, in die Geschichte durch viele Perspektiven hineingeschmissen zu werden. Neben dem Täter und den Kommissaren lernt man nur Karoline, die Karrierefrau kennen, die kürzer treten will. Normalerweise hat man an dieser Stelle bereits viele weitere Figuren kennen gelernt. Andere Leser mag das stören, ich weiß aber genau das an Nele Neuhaus zu schätzen. Daher fällt es mir an dieser Stelle etwas negativ auf.
Aber das ist natürlich Klagen auf hohem Niveau, denn "Die Lebenden und die Toten" ist ein Must-have!