Die Lebenden und die Toten

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Fünf Tage vor Weihnachten wird die Rentnerin Ingeborg Rohleder beim morgendlichen Spaziergang mit ihrem Hund, erschossen. Aus dem Hinterhalt, ohne erkennbaren Grund. Pia Kirchhoff unterbricht ihren gerade erst begonnenen vierwöchigen Urlaub und springt kurzfristig stundenweise für Ihren Chef Oliver von Bodenstein ein.
Die dreiundvierzigjährige Unternehmensberaterin Karoline Albrecht sitzt zur selben Zeit mit ihrer Mutter beim Tee, und sinniert über ihr Leben. Allzu karrierebewusst, wird ihr nun klar, dass sie eine Auszeit vom Job braucht, um wieder mehr Zeit für sich und ihre Tochter zu haben. Doch das Schmieden neuer Zukunftspläne wird auf grausame Art unterbrochen, denn ihre über alles geliebte Mutter steht auch auf der Liste des Heckenschützen und wird vor den Augen ihrer Enkeltochter erschossen. Für Karoline beginnt ein Alptraum. Doch das Morden geht weiter und das Ermittlerteam um Pia und Oliver bekommen es mit einem Serientäter zu tun der ihnen immer einen Schritt voraus ist. Pia streicht daraufhin ihre geplanten Flitterwochen nach Ecuador und stürzt sich in die Ermittlungen. Noch sind keine Zusammenhänge zwischen den beiden Morden erkennbar und der hinzugezogene Profiler ist dem ganzen Team keine Hilfe im Gegenteil bringt er die Ermittlungsarbeiten durcheinander. Mal ganz davon abgesehen dass er kein umgänglicher Zeitgenosse ist. Währenddessen ermittelt Karoline auf eigene Faust, sie kann nicht begreifen dass ein so liebenswerter Mensch wie Ihre Mutter, Opfer eines so brutalen Mörders wird. Ganz schnell erhärtet sich ihr Verdacht, dass ihr Vater nicht ganz unschuldig am Tod der eigenen Frau ist, bedingt auch durch den Brief den der „Sniper“, so wird der Heckenschütze mittlerweile in der Presse bezeichnet, an eine Polizeidienststelle sendet, und in dem er genau dies unterstellt.

Nele Neuhaus Krimireihe um die Ermittler Oliver und Pia lese ich mit jedem neuen Band lieber, obwohl ich schon immer ein wenig mit den dargestellten Charakteren der Beiden hadere. Manchmal verliert sich die Autorin in allzu bekannte Stereotypen. Das ist auch in diesem Buch der Fall, die Darstellung des Profilers Neff ist so vorhersehbar, langweilig und uninteressant das es fast schon langweilig ist diesem Protagonisten zu folgen. Auch dieses, ich möchte fast sagen amerikanisches Verhalten von Pia, nie Urlaub machen, immer präsent auf Arbeit sein und das als „Berufung“ zu bezeichnen, grenzt für mich schon fast an ein zwanghaftes Verhalten der Ermittlerin. Diese, im Vergleich zur eigentlichen Story, kleine Makel, macht Nele Neuhaus durch einen gut recherchierten und spannungsgeladenen Plot wieder wett. In diesem Fall widmet sie sich dem Thema Organspende das leider immer wieder und ganz aktuell (in Heidelberg), negative Schlagzeilen in der Presse macht. Wie man ein eigentlich streng reglementiertes Verfahren so unterwandern kann ist mir immer noch schwer verständlich und zeugt von einem hohen Maß an krimineller Energie. Doch hier zeigt sich wieder einmal dass das Leben die schlimmeren Geschichten schreibt. Die Autorin jedoch verpackt ihre Geschichte nicht zu reißerisch, das hat mir gefallen. Allerdings muss man hier sehr konzentriert lesen, da sich die Anzahl der Verdächtigen häuft, die Tatorte wechseln ebenfalls schnell und die Opfer potenzieren das Ganze und mitten drin ein Ermittlerteam das bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit kommt. Hier ist also volle Aufmerksamkeit gefragt um der Handlung zu folgen. Einer der besten Krimis von der Autorin.