Späte Rache

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mammutkeks Avatar

Von

Eigentlich hat Pia Kirchhoff Urlaub, geplant ist eine Kreuzfahrt mit ihrem inzwischen angetrauten Christoph, doch dann springt sie nochmal eben kurz ein, als die Leiche einer älteren Frau gefunden wird. Diese wurde erschossen - offenbar von einem geübten Scharfschützen - und offenbar auch ohne Grund.
Das Kommissariat ist kurz vor Weihnachten ziemlich ausgedünnt. Nicht nur hat Pia eigentlich Urlaub, sind auch einige der KollegInnen erkrankt oder auf einer Weiterbildung. So bleibt eigentlich nur die eine logische Entscheidung für die junge Kommissarin: Sie verzichtet auf die Reise - und begibt sich mit ihrem Kollegen Oliver von Bodenstein auf die langwierige Suche nach dem Mörder. Denn dieser hat nicht nur die alte Dame auf dem Gewissen, sondern erschießt auch weitere Personen im Taunus. Schnell erliegt aus Angst vor dem Taunus-Sniper das Leben in den Städtchen rund um Hofheim. Ist doch längere Zeit unbekannt, warum offenbar Unschuldige getötet werden. Doch nach und nach - auch durch Hinweise durch den Täter selbst, der Todesanzeigen schreibt - wird klar, dass alles mit dem Tod einer jungen Frau etwa zehn Jahre zuvor zu tun hat.

Wie schon in den Vorgängern nimmt Nele Neuhaus ein aktuelles und umstrittenes Thema zum Anlass der Handlung: Organspende. Ist diese wirklich nur hilfreich? Oder gibt es wirklich eine Art Organmafia, die für Geld bestimmte Organe zur Verfügung stellt, indem der Tod schneller diagnostiziert oder gar herbeigeführt wird?
Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst bei diesem Thema nicht so sehr involviert bin, so dass ich die ziemlich eindimensionale Behandlung nicht so störend finde, wie etwa in "Wer Wind sät" in Sachen Windenergie. Auch in "Die Lebenden und die Toten" gibt es wieder die schon üblichen schwarz-weiß-Muster - aber für mich diesmal nicht so störend.
Interessant ist die Entwicklung der Hauptfiguren - auch wenn es nicht gerade hilfreich für das eigene Kopfkino ist, direkt vor der Lektüre eine Verfilmung eines Neuhaus-Krimis zu schauen. Da ist die eigene Pia Kirchhoff plötzlich von Felicitas Woll besetzt. Dennoch sind die Geschichten rund um Pia und Oliver sehr gut nachvollziehbar und machen beide weiterhin zu sympathischen Figuren, deren weitere Entwicklung man mit Spannung erwartet.
Auch die Arbeit im Kommissariat finde ich gut dargestellt - hier sind es mal nicht die einzelnen Superhelden, die alles wissen, sondern es wird im Team gearbeitet, auch wenn nicht alle Beteiligten wirkliche Teamplayer sind. So sind einige Ermittlungspannen sicherlich auf den voreilig hinzugezogenen Profiler zurückzuführen.
Insgesamt hatte ich mich auf die Lektüre des neuen Taunus-Krimis gefreut - und habe einige vergnügte Lesestunden damit verbracht.