grausamer, spannender Thriller.

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diana pegasus Avatar

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Karin Slaughter – Die letzte Nacht

Als eines Nachts eine junge Frau nach einem schweren Verkehrsunfall in der Notaufnahme landet kann sie gerade noch Dr. Sara Linton mitteilen, dass sie vergewaltigt und unter Drogen gesetzt wurde. Zuerst glaubt niemand der Ärztin, die vor Jahren selbst brutal angegriffen wurde. Doch schon bald wird ein Schuldiger gefunden und drei Jahre später steht der junge Mann vor Gericht. Doch es kommt anders als man denkt, denn man wirft Sara, die mit seinem Vater Mac zusammen studiert hat, vor, sie sei parteiisch. Hinweise ergeben sich, dass Danielle nicht die erste gestalkte, gefangene und missbrauchte Frau ist und das die Missbrauchs-Serie über Jahre hinweg anhält. Für Sara ist es der persönlichste Fall, denn besteht die Möglichkeit, dass ihre eigene Vergangenheit mit dieser Serie zu tun hat?
Doch es gibt aus Polizeisicht nicht genug für einen Fall und deswegen ermittelt Will Trent undercover und Faith unterstützt die beiden ebenfalls.
Um allerdings in die Nähe der/des Täters zu kommen muss Will eine alte Bekanntschaft aufleben lassen, die nicht nur fordernd sondern auch an seine persönlichen Grenzen geht.

Ich habe vor einiger Zeit bereits das eine oder andere Buch von Karin Slaughter gelesen und bin sogar vor kurzem über die TV-Serie gestolpert.
Der Erzählstil der Autorin ist gut. Das Thema ist heikel und könnte einen Teil der Leserschaft triggern, denn der Missbrauch steht hier im Fokus. Nicht nur die physische Gewalt spielt in diesem Buch eine Rolle, sondern auch die psychische Belastung der Frauen, den damit einhergehenden Angstzuständen und der unterschwellige Terror werden in den Vordergrund gerückt.
Es ist einiges was Sara, und die Leserschaft, verdauen müssen, wer zart besaitet ist, sollte das Buch lieber nicht lesen.
Die verschiedenen Charaktere sind gut herausgearbeitet. Ich entdecke immer wieder neue Seiten an den Hauptcharakteren wie Will, Faith oder Sara, die ein eingespieltes Team sind. Ich kann zwar nicht sagen, dass Will mir sonderlich sympathisch ist, allerdings passt er sehr gut als Hauptfigur. Er ist wandelbar, hat Ecken und Kanten, er ist wie ein Chamäleon das sich schnell auf eine neue Situation einstellt und in verschiedene Rollen schlüpfen kann.
Sara hat der Verstorbenen versprochen, dass sie den Täter vor Gericht bringt, doch mit dem Urteil ist das Grauen noch nicht vorbei. Obwohl Sara sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss und damit ihre Vergangenheit neu betrachtet, fällt es ihr unglaublich schwer. Ihren Mut habe ich bewundert, auch dass sie so akribisch Leuten versucht zu helfen, die es eigentlich gar nicht verdient haben. Ihre Liebe zu Will ist spürbar und das sie nicht aufgibt, obwohl sie immer wieder gegen eine Mauer des Schweigens rennt, ist bewundernswert.

Die verschiedenen Handlungsorte sind detailliert ausgearbeitet.

Ich habe das Buch schnell weglesen können. Es gibt zwar ein paar Szenen die sich unheimlich ziehen, auch finde ich sind diverse Dialoge sehr lang und langatmig, dennoch hatte ich nicht das Gefühl, mich während der Geschichte zu langweilen. Immer wieder wurde der Fokus verlagert, es gibt Sackgassen und Stolpersteine, die die Hauptfiguren aus dem Weg schaffen müssen. Mir war recht früh klar, wer der eigentliche Strippenzieher sein könnte, von daher war das Finale für mich nicht sehr überraschend. Wie es sich letztendlich dann entwickelt hat, um das "Problem zu lösen", war mir zu einfach, dennoch passt es zur Story. Der Thriller ist heftig, die Gewalt gegen Frauen ist grausam dargestellt, es ist keine leichte Kost.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung, da die Autorin mich trotz der hohen Seitenzahl mit ihrer Story fesseln konnte und zumeist sensibel mit den Ereignissen umgeht.

Das Cover ist nett anzusehen, passt für mich aber nicht zum Inhalt.

Fazit: grausamer, spannender Thriller. 4 Sterne.