Eine Party, die weit mehr als eine Leiche zutage fördert

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leseeule Avatar

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Der Fund einer Leiche, während des traditionellen Neujahrschwimmens, erschüttert das kleine walisische Dorf Cwm Coed. Schnell ist klar, dass es sich bei dem Toten um den reichen Bauherren Rhys Lloyd handelt, der in der Nähe das Luxusresort „The Shore“ aus dem Boden gestampft hat. Wer könnte ein Motiv gehabt haben, ihn auf der Party in der Silvesternacht um zubringen?

„Die letzte Party“ bildet den Auftakt einer neuen Krimireihe rund um die walisische Polizistin Ffion Morgan. Aufgrund der zwiegespaltenen Zuständigkeit, ermittelt sie gemeinsam mit einem englischen Kollegen, namens Leo Bradey. Die beiden kennen sich durch eine flüchtige Begegnung, wodurch sich die Zusammenarbeit nicht gerade einfach gestaltet.

Während der laufenden Ermittlung wird eines ganz deutlich. Es gibt niemanden, der kein Motiv gehabt hätte ihn aus dem Weg zu räumen. Jeder trägt entweder ein Geheimnis in sich oder hegte einen tiefen Groll gegen Rhys Lloyd. Sei es seine eigene Familie, Einheimische oder die Bewohner des Resort. Keiner ist wirklich frei von Schuld. Nicht einmal Ffion Morgan selbst, die in dem Dorf aufgewachsen ist, ist unbefangen. Zum einen hat sie zu jedem Dorfbewohner eine Verbindung und zusätzlich ein großes Geheimnis, das sie mit aller Macht bewahren will.

Die Erzählweise war schon sehr außergewöhnlich. Die Ermittlung an sich erleben wir chronologisch fortlaufend aus der Sicht der beiden Ermittler. Dazwischen erfährt man in vielen Rückblicken, aus unterschiedlichsten Perspektiven etwas über die zurückliegenden Ereignisse. Das ganze geschieht auch noch rückwärts erzählt. Ich muss zugeben, dass die Unmenge an handelnden Personen, mich zunächst etwas überforderte. Mir fiel es schwer im Kopf zu behalten, wer, wie und mit wem was gemacht hatte. Auch zog sich für mich die erste Hälfte etwas zäh dahin, da mir die bis dato offenbarten Geheimnisse zu trivial erschienen. Doch nach einem Plottwist, konnte ich das Buch nicht mehr weglegen. Mit jedem neuen Rückblick wurden neue Details enthüllt. Ich war bis zum Ende vollkommen ahnungslos, da nichts für mich vorhersehbar war. Die Idee gleiche Handlungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu offenbaren, empfand ich als sehr geschickt eingesetzt. Jede neue Sichtweise birgt eine ganz eigene Wahrheit und lässt nichts so sein wie es scheint. Und als ich am Schluss dachte, dass nun wirklich jede verdrängte Wahrheit an die Oberfläche getreten war, wurde ich eines Besseren belehrt. Ich war vollkommen fassungslos.

Um ehrlich zu sein hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten mit den Charakteren warm zu werden. Einzig für Leo hatte ich Sympathie und seine Charakterentwicklung hat mich sehr beeindruckt. Ffion empfand ich zunächst als sehr anstrengend und eigenwillig mit ihrer Art. Irgendwann konnte ich sie dann aber auch verstehen und sah sie als starke Persönlichkeit. Alle anderen Charaktere blieben für mich teilweise unnahbar, obgleich die Einheimischen mich mit ihrer rauen Art mehr überzeugten. Ich denke, dass die Distanz hauptsächlich an den ganzen Geheimnissen lag und keiner wirklich auffallen wollte.

Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen. Die Beschreibung der Umgebung war unglaublich detailliert. Ich konnte mir wirklich sehr gut vorstellen am Llyn Drych zu stehen und die Schönheit der Natur in mich aufzunehmen. Die kühle und reservierte Art der Dorfbewohner wurde dadurch gut unterstrichen. Die Einbettung der walisischen Sprache fühlte sich für mich sehr authentisch an.

Der Handlungsort war meiner Ansicht nach, sehr gut ausgewählt. Die Fehde zwischen Nordwales und England hat die Stimmung noch mehr angeheizt und war quasi zum Zerreißen gespannt. Die Abneigung untereinander war allgegenwärtig spürbar.

Auf eine Fortsetzung bin ich schon sehr gespannt. Ich würde mich sehr freuen noch mehr von Ffion und Leo zu lesen. Wer weiß schon, welche Abgründe noch in Cwm Coed ans Tageslicht drängen wollen.