Es ist nichts wie es scheint

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la calavera catrina Avatar

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Neujahr wird die Leiche von Rhys Lloyd aus dem eiskalten Mirror Lake gefischt. Er ist der Begründer der Anlage The Shore, einem luxuriösen Zweitwohnsitz für Wohlhabende, bestehend aus fünf exklusiven Häusern am See. Dort fand Silvester eine große Party statt, auf der das Opfer zuletzt lebend gesehen wurde. Ffion "Lone Ranger" Morgan beginnt zu ermittelt. Da es Komplikationen bezüglich der Zuständigkeiten zwischen Wales und England gibt, wird ihr Leo Brady an die Seite gestellt. Als sensibler Mann, der sich nicht durchsetzten kann, vor allem, wenn es um das Sorgerecht für seinen Sohn geht, profitiert er von der toughen Kollegin, die ihm neue Perspektiven eröffnet. Ffion ist Dreißig Jahre alt, hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und wohnt aktuell wieder bei ihrer Mutter. Am liebsten arbeitetet „sie in ihrem Wagen, mit Blick in ein Tal geparkt“, statt in ihrem winzigen Büro auf der Wache. Sie kennt jeden im Dorf, in dem sie aufgewachsen ist, und weiß selbst am besten, dass hier jeder seine Geheimnisse hat. Was die Liste der Verdächtigen natürlich sprengt. Vor allem, weil die Dorfbewohner The Shore nicht mögen und diesem Bauprojekt nie zugestimmt haben. Im Laufe der Geschichte tun sich immer mehr Motive auf und man bekommt einen vielsagend Eindruck von Rhys Lloyd. Die Handlung ist absolut nicht vorhersehbar und hält so einige Überraschungen bereit.

Ich hatte aufgrund der vielen Personen anfangs Schwierigkeiten in die Geschichte zu finden. Da war die Karte sehr hilfreich, auf der die Örtlichkeiten und Namen verzeichnet sind. Der Erzählstil ist sehr abwechslungsreich. Die unterschiedlichsten Perspektiven beleuchten das letzte halbe Jahr und die Entstehung des Resorts. Clare Mackintosh erzählt „rückwärts“ und so landet man im heißen Sommer, indem sich alle Bewohner kennenlernen, um dann wieder im eisigen Winter einzutauchen und auf die schicksalshafte Silvesterparty zuzusteuern. Dabei werden die wichtigsten Szenarien auch mal aus zwei Perspektiven dargestellt, was wieder ganz neue Hintergründe aufzeigt und sich spannend liest. Unterbrochen wird diese Zeitreise durch Ermittlungsschritte der Gegenwart, in denen die Ermittlern Ffion und Leo im Fokus stehen. Bis zur Hälfe des Romans gehen die Ermittlungen nur schleppend voran, aber dann wird es spannend. Vor allem, nachdem allmählich die ersten Geheimnisse gelüftet werden und erste Verdachtsmomente Gestalt annehmen. Heimlicher Star der Geschichte ist sicherlich der Mirror Lake, den Clare Mackintosh so bildhaft beschreibt, dass man sich das winterliche Eisbaden sogar als vergnüglich vorstellen kann, um den Kopf freizukriegen.

Insgesamt konnte mich "Die letzte Party“ als Reihenauftakt aber nicht so richtig packen und es kam mir, mit fast fünfhundert Seiten, auch streckenweise etwas langatmig vor. Ich wollte aber unbedingt wissen, wie es ausgeht, was mich zum Dranbleiben motiviert hat - was ich nur empfehlen kann. Handwerklich überzeugt der Krimi aber in jeder Hinsicht und verspricht spannende Lesestunden mit überraschenden Wendungen, einem abwechslungsreichen Erzählstil und berührenden Momenten.