Waliser und Engländer - immer noch eine explosive Kombination

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kleine hexe Avatar

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Das dunkle und fast perfekt symmetrische Titelbild passt perfekt zum makabren Ausgang der Silvesterparty. Gleichzeitig weist die Symmetrie des Titelbildes auf eine andere Symmetrie hin, die im Buch vorkommt.
Der Humor im Roman hat mich beeindruckt. Herrlich schräg die Szene, in der sich der englische Polizist mit der walisischen Polizistin in der Pathologie treffen, nachdem sie erst wenige Stunden zuvor einen One Night Stand unter falschen Namen hinter sich gebracht haben. Oder wie erleichtert Ffion ist, dass der Opernsänger tot ist: “Rhys Lloyd ist tot. Er ist wirklich tot. Gott sei Dank!” (S. 41)
Der Aufbau des Krimis ist interessant: Die Handlung beginnt mit der Silvesternacht und dem Morgen des Neujahrstags, in denen wir mehrere Personen kennenlernen. Zuerst einmal Ffion Morgan, die walisische Polizistin, die in diesem Fall ermittelt, und Leo Brady, englischer Polizist und One Night Stand Partner von Ffion. Dann wäre dann das Opfer selbst, Rhys Lloyd. Ehrlich? Wenn mir nicht jemand zuvorgekommen wäre, wäre ich selbst in die Seiten des Buches versunken, um Rhys zu töten. Wie viel berechtigter Hass ihm von allen Seiten entgegenschlägt, sei es aus dem walisischen Dorf oder von den Bewohner der Luxuslodges, ist kaum mehr auszuhalten. Die Ehefrau, die Töchter, die eigene Mutter, das halbe Dorf und die Bewohner der Lodges, sie alle haben berechtigte Gründe, Rhys Lloyd umzubringen.
Von dieser einen Nacht und dem Morgen danach geht die Handlung entlang der Zeitachse in beide Richtungen, als ob Silvester die Stunde Null ist. Die Erinnerungen der Familie und Bekannten gehen chronologisch nach hinten zurück, auf der einen Seite und auf der anderen Seite erfolgen die Ermittlungen der Polizisten vorwärts. Fast symmetrisch steigt die Handlung in beide Richtungen voran: So entsprechen die Erinnerungen vom Heiligabend den Ermittlungen vom 8. Januar, jeweils 8 Tage von der Stunde Null. Rückwärts geht die Handlung bis etwa Ende Juli, als immer mehr Personen präsentiert werden, mit einem Mordmotiv an Rhys Lloyd. Und die Handlung endet im Juni des Folgejahres, als Ffion endgültig den Mörder Lloyds stellt. So schießt sich der Kreis. Der symmetrische Aufbau ist nicht offensichtlich. Er agiert eher im Hintergrund und gibt dem Roman dadurch eine gewisse Struktur und macht das Ganze dadurch interessanter.
Manchmal schlägt der Humor der Autorin voll durch. Andere Male ist er verhalten, wird ironisch, öfters Mal sarkastisch. Die meisten Kapitel enden mit einer Aussage, die das vorher gesagte bestätigt, oder relativiert oder gar zurücknimmt. Und manchmal auf eines der nächsten Kapitel verweist. Am geheimnisvollsten sind diese Sätze, wenn sie ein mögliches neues Mordmotiv an Lloyd aufzeigen.
Oh ja, das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite.