Ich bin überrascht! Dies war mein erster Kontakt mit Karin Slaughter als Autorin. Es umgibt sie ja ein Nimbus von unerhörter Spannung. Doch was ich hier las, war erstmal mehr humorvoll und menschlich. Noch gar kein Thriller. Doch das muss ja nicht verkehrt sein.
Die Themenwahl finde ich auch ungewöhnlich. Der Prolog hat es in sich. Erst allmählich kommt man als Leser dahinter, dass das Mädchen zwei (!) Mütter hat. Die sich offenbar über die Erziehung nicht einig sind. Die eine ist pro Kosmetik, und die andere dagegen. Die eine pro Medien, die andere nicht. Das war schon amüsant, sehr lebensnah, und hat mich halt in einem Thriller-Prolog mehr als erstaunt! Erst in den allerletzten Sätzen des Prologs kommt etwas wie Spannung auf. Die Mutter wird auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums entführt. Schnitt.
Im nächsten Absatz geht es mit Sara weiter, die sich mit Mutter und Tante in der Küche über ihre Partnerschaft unterhält. Oder, besser gesagt, auf die von Seiten ihrer Mutter und Tante eingeredet wird. Hier habe ich mich auch amüsiert – das war alles so menschlich! Die Skepsis der Verwandten. Und die Unsicherheit von Sara, was so manche Details bezüglich ihres Liebsten angeht. Die Essensvorbereitungen. Alles atmete Mittelklasse. Doch dann die abrupte Wende – es ertönen zwei Explosionen von der nahe gelegenen Uni. Und erst jetzt begriff ich – diese Sara und ihr Partner sind die zwei FBI-Agenten aus dem Klappentext… die Verblüffung war groß!
Die Verbindung zum Prolog ist noch überhaupt nicht klar – sie wird nur angedeutet. Denn Sara und ihr Partner scheinen Interesse am Fall der verschwundenen Mutter zu haben. Aber laut Klappentext soll doch Sara selbst entführt werden…? Ist das dann etwa derselbe Täter?? Fragen über Fragen.
Ich habe bis jetzt nicht den Eindruck eines spannenden Thrillers, eher einer detailreichen Erzählung über zwischenmenschliche Beziehungen. Aber gerne gelesen habe ich bisher schon. Ich würde gerne herausfinden, ob es wirklich noch ein Thriller wird…!