Familie / Liebe

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justm. Avatar

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Ein toter Vater und eine Mutter, die aufgrund ihrer darauf folgenden Depression kaum noch an ihrem Leben teilnimmt: so ergeht es den vier Geschwistern Renee, Caroline, Joe und Fiona für einen gar nicht mal kleinen Teil ihrer Kindheit. Wie damit umgehen? Wie weitermachen?

Vermutet man hinter dem Titel "Die letzten Romantiker" eine tiefgreifende und zu Herzen gehende Liebesgeschichte, dann wird man vermutlich enttäuscht werden. Zumindest, wenn man lediglich an die "eigentliche", die "romantische" Liebe denkt.
Nein, dieses Buch ist eher Familien- als Liebesgeschichte. Eine Geschichte, die so viele Themen anschneidet, das man manchmal meint "Was denn noch?"; eine Geschichte, die ihre Protagonisten zwar aus dem Mikro-Kosmos Familie gewinnt, nur um dann noch einen Haufen Neben-Charaktere mit ins Spiel zu bringen, um eine vielschichtigere Art von Liebes-Geschichte zu erzählen.

Tara Conklin beleuchtet auf knapp 430 Seiten das Leben der vier Skinner-Geschwister; meist erzählt aus Sicht der Jüngsten, Fiona.
Um sich dann doch wenig später wieder haarklein und en detail in Erzählungen über das Leben einer ihrer Schwestern oder ihres Bruders zu ergehen.
Diese Erzählwechsel, die kaum merklich von sich gehen und dann doch wieder grell aufleuchten, sind gleichzeitig störend und doch, aufgrund der geschickten Art und Weise, wie sie stattfinden, erzählerisch ausgefeilt.
Irritierend für mich war dies aber vor allem, wenn die vermeintliche Erzählerin der Fiona, das Sex-Leben ihrer Geschwister beschreibt - das hatte dann schon einen inzestuösen Hauch, gerade wenn es um ihren Bruder ging.
Ja, der Bruder. Joe. Er nimmt im gesamten Buch eine Rolle ein, die einem als Leser zwiegespalten zurücklässt: Die des Übermenschen im Kinder-Körper, des, trotz aller Bemühungen, gefallenen Helden. Eine Rolle, die niemand im wahren Leben standhalten kann. Und so ist es in dieser fiktiven Welt eben auch.
Leider schafft es keine der Figuren, daß man so richtig mit ihr mitfühlen kann - zumindest nicht durchgehend. Das mag für manchen Leser nicht wichtig sein. Mich hat es in diesem Fall aber doch ein wenig gestört.

Abgesehen davon, weiß die Autorin durchaus mit Sprache umzugehen und einige Sätze in diesem Buch sind einfach nur richtig gut. So zum Beispiel: "Ihre Möglichkeiten, dieses Leben zu ertragen, waren praktisch erschöpft." Manchmal sind es kleine Dinge, kurze Sätze, die Einen, oder zumindest mich, beim Lesen eines Buches umhauen. Und jedes Buch, das das schafft, ist im Grunde ein Gewinn.

"Die letzten Romantiker" hat zwar einige dieser Sätze, die einen umhauen.
Und es schafft (s)eine ganz eigene Liebes-Geschichte: Die, die im besten Fall, innerhalb einer Familie stattfindet, so daß man dann auch bereit ist, die Liebe außerhalb zu suchen und zu finden.
Aber letzten Endes fehlt da eben doch dieses kleine Quäntchen Etwas, um daraus ein wirklich gutes Buch zu machen.

Trotz allem würde ich es jedem, der auf der Suche nach einer Familiengeschichte, der etwas anderen Art ist, und denen, die einfach mal wieder was anderes, außer dem nächsten Krimi, lesen wollen, empfehlen. Vielleicht finden Andere ja dieses gewisse Etwas, das mir gefehlt hat!