Nichts an der Liebe ist romantisch

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brenda_wolf Avatar

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Fiona Skinner ist hundertzwei Jahre alt und eine angesehene Dichterin. Im Jahre 2079 tritt sich nach 25 Jahren wieder in der Öffentlichkeit auf und ist erstaunt, wie intensiv die Menschen ihr Werk wahrgenommen haben. Es ist ein literarisches Experiment.

Eine junge Frau betritt plötzlich die Bühne. Ihr Name ist Luna. Ihre Mutter liebte Fionas Dichtkunst. Den Namen ihrer Tochter hatte sie einem Gedicht entnommen, dass Fiona vor fünfundsiebzig Jahren geschrieben hatte. Die junge Frau will nun von Fiona wissen, wer diese Luna war und Fiona erzählt die Geschichte ihres Lebens.

Im Sommer 1981 verlieren die Geschwister Renee, Caroline, Joe und Fiona viel zu früh ihren Vater. Noni, ihre Mutter verfällt in eine schwere Depression. Sie verlässt 3 Jahre lang kaum ihr Schlafzimmer. Die Kinder nennen diese Zeit ‚die große Pause‘. Sie sind auf sich alleine gestellt. Renee übernimmt die Verantwortung über ihre Geschwister. Die Kinder verwildern, aber sie wachsen auch zusammen. Was diese Zeit jedoch in jedem einzelnen dieser Kinder für Narben hinterlässt, offenbart sich erst Jahrzehnte später.
Meine Meinung:

Das Buch gliedert sich in 4 Teile und umfasst fast 100 Jahre Familiengeschichte. Fiona, die jüngste der vier Geschwister, ist die Haupterzählerin. Als der Vater verstarb war Renee, die älteste der Geschwister, 11 Jahre, und Fiona, die jüngste, 4 Jahre alt. Joe war 7 und Caroline 9. Die Schwestern vergöttern ihren Bruder Joe. Er ist was Besonderes. Er ist der Mann im Haus. Joe wird in die Basketballmannschaft aufgenommen. Ihm fliegen die Herzen zu. Auch Fiona liebt ihren Bruder abgöttisch, sie blickt zu ihm auf. Erst später triften ihre Wege auseinander. Renee tut sich schwer als junge Frau mit der Liebe, sie hat gelernt Verantwortung zu übernehmen und lässt gefühlsmäßig keinen an sich ran. Caroline dagegen, bindet sich bereits sehr früh an ihren Freund. Auch Fiona hat später Probleme mit der Liebe. Sie ist Autorin eines Sexblogs. Das Grundthema, dieses Romans ist die Liebe und was geschieht, wenn einem die Liebe abhandenkommt. Dies haben die Kinder erlebt, als sie in der „großen Pause“ auf sich alleine gestellt waren. Die Autorin schreibt, von der Verantwortung, die Liebenden auferlegt wird und von der Bereitschaft diese zu übernehmen. Doch wann beginnt diese zu zerfallen, sich aufzulösen. Süchte, Drogen, Alkohol und Sex verändern die Welt der erwachsenen Geschwister. Und dennoch bleibt das Band zwischen ihnen bestehen.

Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar. Die Geschichte wird kurzweilig erzählt. Die gesamte Gefühlsskala wird angesprochen, Humor, Trauer, Wut, Verletzung. Und auch die Poesie kommt nicht zu kurz. Die Charaktere sind durchweg lebendig gezeichnet. Ein bisschen mehr hätte ich über die zukünftige Zeit erfahren mögen. Denn es gab Sirenengeheul und Stromausfälle, herumeilende Sicherheitsleute, die Menschen suchten Bunker auf.
Zum Schluss sagt Fiona zu Luna: „Es geht um die echte Liebe, um wahre Liebe, unvollkommene, zaghafte Liebe. Es geht um die Kompromisse, die wir im Namen der Liebe eingehen. Nichts an der Liebe ist romantisch.“

Fazit: Ein ergreifendes Familien-Epos, das die Höhen und Tiefen der Liebe ausleuchtet.