Tara Conklin „Die letzten Romantiker“

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Tara Conklin „Die letzten Romantiker“

Übersetzt von: Edith Bleites | 416 Seiten | 24.08.2021 | „The Last Romantics: A Novel“ Originaltitel | HarperCollins | 22,00 €

» Inhalt
Die Geschwister Renee, Caroline, Joe und Fiona verlieren im Sommer 1981 von einem Tag auf den anderen ihren Vater. Als sich ihre Mutter nach der Beerdigung in tiefen Depressionen verliert, sind die Kinder im Alter von vier bis elf Jahren plötzlich ganz auf sich allein gestellt. Drei Jahre lang kümmern sie sich umeinander, keine Ahnung davon, welche Folgen diese Zeit für ihre Zukunft haben wird. Auch wenn die Bindung, die sich als Kinder zueinander aufbauten, sie fest verbunden hat, entwickeln sich die vier mit zunehmendem Alter in die unterschiedlichsten Richtungen, bis schließlich eine weitere Tragödie den Geschwistern zeigt, welche tiefen seelischen Wunden sie aus ihrer Kindheit davon getragen haben.


» Erster Satz
❞ Zuerst hielt ich das Mädchen für eine Erscheinung.❝


» Meine Meinung
Schon in der Vorschau konnte mich das Buch mit seinem wunderschön melancholischen Cover begeistern. Als ich den Klappentext und gelesen hatte, war ich neugierig auf die Geschichte, die als „kluges, ergreifendes Familienepos“ beschrieben wurde.

Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben und die Geschichte wird aus der Sicht von Fiona, der jüngsten der vier Geschwister erzählt. Nach den anfänglichen Jahren, die die Familie gemeinsam erlebt, wechselt immer wieder die Perspektive und Fiona gibt dadurch Einblicke in das Leben ihres älteren Bruders und ihrer beiden Schwestern. Außerdem zieht sich das Epos über mehrere Jahrzehnte und wechselt immer wieder von den frühen Anfängen in den 80ern bis in Fionas heutiges Leben 2079. Der Schreibstil ist dabei sehr flüssig und angenehm. Die Autorin beschreibt die Charaktere, Situationen und Umgebungen wirklich toll und man kann sich in die Gefühlswelten hineinversetzen. Allerdings verliert sich meiner Meinungen nach aber auch immer wieder etwas zu sehr in Erklärungen. Hier hätte es mir besser gefallen, wenn sich einfach mehr durch die Handlungen der Charaktere gezeigt hätte. Wir erfahren zwar von Fiona alle relevanten Informationen über die Familie und Hintergründe, jedoch ist diese Erzählweise für mich etwas zu langatmig und schleppend, wodurch der Spannungsbogen doch etwas verloren geht.

Die Charaktere fand ich alle sehr gut durchdacht, authentisch und jeder spielte eine mehr oder weniger wichtige Rolle im Buch. Es gab meiner Ansicht nach keine Figuren, die komplett fehl am Platz waren oder nur als Füller dienten. Alle beteiligten Personen bauten aufeinander auf und griffen in der Geschichte wie Zahnräder ineinander. Am besten haben mir hier auch die entgegengesetzten Charaktere und die unterschiedlichen Leben der Geschwister gefallen. Die Autorin hat es hier sehr gut geschafft, den Kontrast zwischen den Geschwistern aufzuzeigen und dennoch das unsichtbare Band der Liebe und Verantwortung zwischen ihnen zu vermitteln.

Aber kommen wir mal auf die Handlung selbst zu sprechen. Die Idee hinter der Geschichte fand ich im Großen und Ganzen sehr gelungen. Kinder, die mit jungen Jahren ihren Vater verlieren, eine Mutter, die sich ihrer Trauer hingibt und ihre Kinder dadurch vernachlässigt, sodass sie auf sich selbst gestellt sind. Welche enormen psychischen Nachwirkungen eine solche Situation bei Kindern auslösen kann und sie durch ihr gesamtes Leben begleitet, wird hier eindrücklich beschrieben. Die Stimmung und die Atmosphäre, die im Buch geschaffen wird, hat mir sehr gut gefallen. Die Kapitel im Einzelnen fand ich allerdings etwas zu langatmig. Die Geschichte an sich war zwar nicht langweilig, aber zwischendurch hat sie sich doch immer mal wieder etwas gezogen.

Wirklich spannend war dann allerdings der Schluss. Das letzte Kapitel hat mir sehr gut gefallen. Hier ging alles Schlag auf Schlag und es wurden viele Handlungsstränge in kurzer Zeit, aber dennoch mit einer unglaublichen Tiefe abgeschlossen. Das hätte auch der Dramaturgie in den vorherigen Kapiteln bereits gutgetan.


» Fazit
Insgesamt fand ich das Buch durchaus gelungen. Die Idee ist gut durchdacht und die Charaktere sind absolut greifbar. Leider hat mich der Schreibstil mit seinen vielen Beschreibungen und Erklärungen nicht ganz so gefesselt. Meiner Ansicht nach hat dies dazu geführt, das die Geschichte ein wenig vor sich hingeplätschert ohne wirklich einen Spannungsaufbau zu beinhalten. Die Atmosphäre und die Figuren dagegen haben mich wirklich total überzeugt und in eine sehr gefühlvolle Familiengeschichte mitgenommen.


Meine Bewertung:
★★★/★
(3,5*)