Geschichte kommt nicht in Gang

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marcello Avatar

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"Die Lichtung" handelt von dem Journalisten Jan Römer, der aufgrund von personellen Engpässen in seiner Zeitung ein Ressort übernehmen muss, bei dem u. a. über ungelöste Kriminalfälle berichtet wird. Jan ist überhaupt nicht begeistert, vor allem als er merkt, dass er bei dem vorgesehenen Fall vor Ort war. Damals verbrachtete er mit 17 mit seinen Freunden eine tolle Zeit an einem Baggersee, mit viel Alkohol und viel Flirten. Schließlich wurde jedoch ein Freund brutal erschlagen und ein Mädchen vergewaltigt. Jan hat dieses Erlebnis verdrängt, nun will er jedoch kein Feigling mehr sein und zusammen mit seiner Freundin Mütze beginnt er zu recherchieren und begibt sich damit prompt in Gefahr...
Eigentlich finde ich die Idee, dass hier ein Journalist in den Abgründen der Menschheit ermittelt sehr interessant, aber das Interesse ist nach dieser Leseprobe recht schnell abgeflacht. Während mir der Einstieg mit Jan als gestandenem Mann noch recht gut gefiel, waren die Rückblenden aus der 17-jährigen Sicht nicht mein Fall. Insgesamt bin ich mir nicht sicher, ob hier die Erzählperspektive mit dem Ich-Erzähler eine gute Wahl war. Nicht nur das Beschriebene erweckt den Eindruck, sondern das ganze Verhalten lässt Jan schnell als Feigling erscheinen und das finde ich für einen Journalisten, der investigativ ermitteln soll, als schlechte Voraussetzung. Die Rückblende ist dann wirklich schwer zu lesen. Ohne das Vorkapitel hätte ich nun das Gefühl, dass ich in einem Jugendbuch gelandet bin, in dem sich der Protagonist mit seiner Pubertät zu kämpfen hat. Die Spannung ist dadurch jedoch komplett raus. Man hat das Gefühl, dass die eigentliche Erzählung nicht in Gang kommt, weil die Rückblende noch durch weitere Rückblenden durchzogen wird. Und genau dann, wenn offensichtlich wieder ein Spannungsbogen einsetzt, ist die Leseprobe zu Ende.
Mein Fazit ist, dass hier im Erzählstil einiges nicht zusammenpasst und das finde ich wirklich schade, weil die Grundidee durchaus vielversprechend klang.