Was geschah auf der Lichtung?

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Das Krimidebüt von Linus Geschke spielt in zwei Zeitebenen. In der Gegenwart bekommt der Journalist Jan Römer einen Rechercheauftrag zu einem bislang ungelösten Kriminalfall, der sich in der Nähe Kölns im Jahr 1986 zugetragen hat. Zwei Mitglieder einer Jugendclique wurden damals ermordet, das Mädchen zudem vergewaltigt. Jan soll im Auftrag seines Chefredakteurs recherchieren, ob sich inzwischen etwas Neues ergeben hat.
Was der Redakteur nicht weiß, ist, dass Jan selbst Mitglied dieser Clique war. Er war dabei, wenn auch nicht direkt, als Lara und Mike ermordet wurden. Allerdings hat er die Erlebnisse längst verdrängt und zu den anderen ehemaligen Freunden und Freundinnen auch keinen Kontakt mehr.
Obwohl er sich unwohl fühlt, beginnt Jan mit der Recherche - und spannt dabei seine platonische Freundin Mütze, alias Stephanie mit ein. Diese hatte ein Praktikum in der Redaktion gemacht, bei der sich Jan und Mütze kennen- und schätzen gelernt haben. Nun arbeitet sie häufiger als "Freie" mit Jan zusammen.
Die Recherchen führen die beiden zu den ehemaligen FreundInnen und zum ermittelnden Beamten Lindemann, der allerdings inzwischen in Ruhestand ist.
Parallel zur Gegenwartshandlung wird die Sicht Jans aus dem Jahr 1986 geschildert - sehr farben- und facettenreich kommen die Mopeds, die Kleidung und die Musik der Zeit ins Bild. So stark, dass ich - ebenfalls Teeny der 80er - erst mal in meine CD- und Plattensammlung greifen musste, um z.B. Depeche Mode oder NDW-Sampler zu finden und abzuspielen. Der Puls der Zeit ist einfach nur gut eingefangen.
Wer nun wirklich die beiden Teenager ermordet hat und wie alles zusammenhängt, ergibt sich nur auf Umwegen. Viel zu viel Zeit ist vergangen und viel zu vieles wurde von den Beteiligten verdrängt. Außerdem finden sich selbst im Zeitalter von Google, Facebook und Co. einige Personen nicht mehr.
Wenngleich ich einige Personenzeichnungen nicht so ganz plausibel finde (z.B. Sarah, die Ehefrau Jans und Jan in Teilen selbst), mich der Schreibstil auch nicht durchgängig faszinieren konnte, so ist "Die Lichtung" doch sicher mehr als nur ein beachtenswertes Debüt. Spannend, zwischendrin leicht brutal, doch immer nachvollziehbar entwickelt sich ein interessantes Bild der 80er. Gestört haben mich ein wenig die Sexphantasien Jans in Bezug auf seine Ex Tanja und auf Mütze, aber … Darüber lässt sich ja auch schnell weglesen.