Ein gesellschaftspolitischer Roman

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London kurz nach dem Brexit: Das ganze Land ist tief gespalten und kämpft mit weit mehr Problemen, als mit den reinen Folgen des Brexits. Die Gesellschaft wird von den "Rotweißblauen" tyrannisiert und auch um die Drogenpolitik gibt es nicht nur einen politischen Machtkampf.
In dieser brisanten gesellschaftlichen Lage leitet Ellie Johnson das spektakulärste Start-up Londons. Sie hat das Drogengeschäft revolutioniert und liefert feinsten Stoff per Drohne an ihre Kunden. Damit tritt sie den alten Herren der Londoner Unterwelt natürlich gehörig auf die Füße.

Zoë Beck hat mit "Die Lieferantin" ein Buch geschrieben, das viele wichtige Themen unserer Zeit anspricht und deren mögliche dramatischen Folgen in naher Zukunft thematisiert. Für mich war unverständlich, warum das Buch als Thriller eingeordnet wurde. Meiner Meinung nach handelt es sich eher um einen gesellschaftspolitischen Roman, der durchaus ein paar Spannungselemente mitbringt. Für einen Thriller ist der Fokus des Buches, meiner Meinung nach, falsch gesetzt.

Nichtsdestotrotz hat mich der Roman überzeugt. Mir war die Grundsituation einerseits sehr vertraut, andererseits hat es mich gegruselt, wohin sich unsere Gesellschaft auch entwickeln könnte. Die einzelnen Handlungsstränge verbindet die Autorin sehr gut zu einem Gesamtwerk und ich war von der ersten Seite an gefesselt von der Geschichte.

Sehr gut gelungen sind die gesellschaftlichen Themen wie die Spaltung der Gesellschaft, die Drogenpolitik, die Londoner Unterwelt und der korrupte Politikbetrieb. Diese Themen waren wirklich interessant und haben dem Roman durchaus dystopische Elemente gegeben. Weniger gut gelungen waren meiner Meinung nach die Spannungselemente, die die Einordnung in das Thrillergenre rechtfertigen könnten. Diese wurden von der Autorin aus Meiner Sicht etwas stiefmütterlich behandelt, sodass für mich einige Fragen offen blieben. Hier hätte man dem Roman durchaus ein paar Seiten mehr gönnen können um auch diesem Aspekt des Romans vollumfänglich gerecht zu werden.

"Die Lieferantin" ist trotz dieses kleinen Mangels ein sehr gutes Buch, dass ich mit gutem Gewissen jedem empfehlen kann, der sich für gesellschaftliche Themen interessiert. Hartgesottene Thrillerfans hingegen könnten leicht enttäuscht werden.