Kühl, schnell, spannend

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alasca Avatar

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„Man wird den Menschen niemals vorschreiben können, was sie mit ihren Körpern tun oder wie sie ihren Schmerz betäuben. Wie sie sich berauschen oder ihren Geist beflügeln.“

England nach dem Brexit: Noch mehr Menschen als früher ertragen ihre Realität nicht mehr. Ellie Johnson kann helfen – ihre App im Darknet bietet reinsten Stoff per High Tech-Drohne. Nicht nur den Bekämpfern der Drogenszene ist sie ein Dorn im Auge, denn sie unterläuft deren Argumentation, auch die eingesessenen Dealer fühlen sich bedroht. Denn Ellie, die Lieferantin, hat Ideale. Und sie hat eine Agenda, die über das schnelle Geld weit hinausgeht.

In ihrem neuesten Thriller „Die Lieferantin“ webt Beck ein komplexes Muster. Kapitelweise wechselt die Perspektive, peu á peu wird der rote Faden sichtbar. Ein Restaurantbesitzer begeht eine Verzweiflungstat. Eine schwarze junge Frau ist zu klug, um getäuscht zu werden. Ein Sohn will sich beweisen. Alles hängt zusammen, und am Ende rollt eine Woge aus Chaos und Aufruhr über England und hebelt die Instanzen aus. Zoe Beck gelingt es, die verschiedenen Aspekte des Drogenkonsums und seiner Begleiterscheinungen – Kontrolle, Sucht, Korruption, Macht – griffig aufzubereiten, ohne ins Plakative abzudriften. Ein Plädoyer für die Legalisierung von Drogen, das Eingangszitat verrät es. Der Roman bietet einen rasanten Einstieg und hält das Level; die Figuren sind knapp und präzise skizziert, Sprache und Plot erzeugen Tempo, interpunktiert von so manchem nachdenklichen Moment, und das unkonventionelle Ende fand ich ebenfalls sehr befriedigend. Beck spaltet für gewöhnlich die Geister; manchen ist sie zu kühl und zu knapp. Ich finde das wunderbar erholsam; so mancher Autor könnte sich daran ein Beispiel nehmen …

Fazit: Von Anfang bis Ende ein gelungener Thriller: Spannend, schnell, ein Pageturner im besten Sinn!