In Capo di Ponte Emilia passiert nie etwas

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In _Capo di Ponte Emilia_ passiert nie etwas

Der Roman spielt in einer verschlafenen norditalienischen Kleinstadt, Capo die Ponte, in der jeder jeden kennt mitten im Juli. Es herrscht seit Wochen eine sehr große Hitze, der immer mehr alte Leute zum Opfer fallen. So setzt der Roman auch ein mit der, im katholischen Umfeld etwas skurril erscheinenden Beerdigung eines alten, ehemaligen Partisanen, der als alter Kirchenhasser bekannt war.

Am gleichen Tag macht der Briefträger Nello Ruini eine grausige Entdeckung. Er will einen Brief in den Briefkasten eines, an sich verlassenen Hauses, liefern und entdeckt dabei eine abgehackte Hand im alten zerbeulten Briefkasten. Das Haus wird zeitweise von Giuseppe Davoli (dem Dievel) bewohnt, der als Analphabet und „Dorftrottel“ bekannt ist und im Moment in einer Nervenklinik sein sollte, von dort aber verschwunden ist.

Der Reporter Enrico Radeschi aus Mailand, der für zwei Wochen das Haus seiner Eltern in Capo die Ponte hütet, nimmt sich des Falles an, um für den _Corriere della sera_ einen Artikel zu schreiben. Er ist selber in der Stadt aufgewachsen und kennt alle Einheimischen.

Der Autor beschreibt die Landschaft sehr anschaulich, man kann die Luft in der Hitze förmlich vor dem inneren Auge flirren sehen. Die bisherigen Hauptfiguren, zwei Carabinieri, der Briefträger sowie der Reporter sind liebevoll gezeichnet und strahlen Menschlichkeit und Humor aus. Der „rasende“ Reporter bedient für mich bisher etwas zu viele Klischees, aber man kann noch gespannt sein, wie er sich in die Aufklärung des Falles einfügt.

 Insgesamt ein Krimi, der in einem Umfeld spielt, das mir persönlich noch wenig bekannt ist und den ich auf jeden Fall gerne lesen werde. Die Stimmung aus _Camillo und Peppone_ schimmert deutlich durch. Die Leseprobe macht einen unaufgeregten Eindruck, trotzdem wird Spannung aufgebaut und man freut sich, gerade im Winter ins sommerliche Italien versetzt zu werden.