Es hätte so schön sein können ...

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waldeule Avatar

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Ein Lokalkrimi aus Italien - mit typisch italienischer Hitze, gutem Essen und schönen Frauen. Dazu Mordfälle, die sehr ungewöhnlich angekündigt werden und eine Spur in die Vergangenheit. Es hätte ein schönes, gemütliches Buch werden können, wenn, ja wenn mich nicht das Drumherum so verwirrt hätte.

Die Krimihandlung ist an sich genauso wie ich sie gerne mag: ein besonderer Aufhänger, unblutig und eher gemütlich. Auch, dass die Ermittlungen im Hauptfall eher dahinplätschern und die wichtigen Fragen erst ganz am Ende des Buches gestellt werden, hätte mich nicht so sehr gestört. Schließlich sorgt ein zweiter Handlungsstrang für Abwechslung. Obwohl meiner Meinung nach die eigentliche Geschichte sehr viel Potenzial gehabt hätte, das mit dem schnellen Ende verschenkt wurde. Mehr zu denken gab mir da schon die eher oberflächliche Arbeit mancher ermittelnden Beamten, die mit einem Urteil sehr schnell zur Hand sind.

Gestört hat mich hauptsächlich das Drumherum. Es gibt zahlreiche Zwischen- und Nebenhandlungen, die ich nicht zuordnen konnte und die mich verwirrten. Manche ergeben am Ende einen Sinn, manche bleiben als Einzelepisoden stehen. Die vielen Personen, die dabei auftauchen, oft auch nur einmalig, überforderten mich. Am schlimmsten fand ich aber den Wirrwarr mit den Namen. Italienische Name finde ich sowieso schwer zu merken, wenn dann aber Vor- und Nachnamen + verschiedene Amtsbezeichnungen gemischt werden ist das für mich totales Chaos. Ich weiß bis jetzt nicht, wer sich hinter _„Marescià“, „Ispettore“_ oder _„Maresciallo“_ verbirgt. Teilweise habe ich zwei, drei Absätze gebraucht um herauszufinden, um wen es sich momentan handelt und bei der Aufklärung eines Mordfalls musste ich erst länger nachdenken, welche Person sich hinter diesem Namen verbirgt. So macht Lesen keinen Spaß!

Dieses Namenschaos war auch darauf zurückzuführen, dass sich keine Hauptperson herauskristallisiert. Meine Vermutung, es ginge vor allem um den Journalisten Radeschi traf nur teilweise zu, da Radeschi einer von insgesamt vier „wichtigen“ Personen war, aber aus dieser Gruppe nicht herausstach. Alle blieben blass und konturlos, eine besondere Beziehung konnte ich zu keinem aufbauen, dazu blieben mir sie und auch ihre plötzlichen Gedankenblitze zu fremd.

Manche humorvolle Zwischenbemerkung und manch witziger Einfall sind in diesem Wust an Personen und Geschehnissen fast untergegangen. Schade, es hätte ein so schönes Buch werden können.

Fazit: Lokalkrimi aus Italien mit Schwächen, die den Lesegenuss anstrengend machten.