La mortale vita

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Italienkrimis gibt’s in Deutschland wie Sand am Meer, wobei deren Qualität oftmals divergiert. Donna Leon, Veit Heinichen, Andrea Camilleri oder Bernhard Jaumann sind Aushängeschilder der Krimis, die im Land, wo die Zitronen blühen, spielen. Mit Paolo Roversi schickt sich nun eine neue Stimme an, das weite der Feld der Italienkrimis zu beackern. Er wurde gleich für seinen Debütroman mit dem Premio Camaiore, einem renommierten italienischen Literaturpreis ausgezeichnet und beschert dem geneigten Leser ein tolles Leseerlebnis.

Der 36 Jährige Autor erzählt eine Geschichte aus der Mailänder Provinz, die sich vom mediterranen Einerlei deutlich abhebt. Der Briefträger im kleinen Städtchen Capo di Ponte Emilia muss eines Tage eine grausame Entdeckung machen: Im Briefkasten eines Hauses liegt eine abgetrennte Hand, die überraschenderweise schon ziemlich alt ist und irgendwo zwischengelagert wurde, um jetzt auf so grausame Weise zu exponiert werden. Doch bei der einen abgetrennten Hand bleibt es nicht. Allenthalben tauchen neue Leichen auf, und auch im benachbarten Mailand muss sich ein Commissario mit Leichen herumschlagen, die offenbar auch eine Verbindung nach Capo di Ponte Emilia haben. Der Mailänder Reporter und nebenamtliche Hacker Enrico Radeschi (Stieg Larsson lässt grüßen!) kommt aus der Großstadt extra angereist, um für seine Zeitung von den spektakulären Todesfällen zu berichten und muss schon bald seinem Jugendfreund, dem Maresciallo des Dorfes, mit seinen Fähigkeiten unter die Arme greifen. Schon bald stellt sich heraus, dass die Lösung der mörderischen Rätsel doch nicht so leicht sein wird, wie angenommen …

Ist in Italienkrimis die Auflösung oftmals sehr einfach und das Geheimnis simpel, so treffen wir bei Roversi auf das komplette Gegenteil. Sein Plot ist eine kunstvoll in sich verzahnte Geschichte, deren Logik am Ende die Aufmerksamkeit des Lesers genau bedarf. Neben dem wirklich ausgefeilten Plot vermag der Roman trotz seiner Kürze mit einigen skurrilen Einfällen zu glänzen, so hat z.B. der Dorfmaresciallo anstelle eines Hundes oder einer Katze ein Gürteltier als Mitbewohner. Dies lockert das Ganze deutlich auf.

Anders als in vielen Italienkrimis, besonders bei Donna Leon, plätschert das Geschehen hier auch nicht dumpf vor sich hin, sondern die Geschichte wird relativ schnell mit vielen Schnitten erzählt. Auch bezieht Paolo Roversi die neuen Medien wie etwa des Internet in seine Geschichte ein und würzt seinen Plot mir Humor gut durch, so dass man am Ende des Romans die Lektüre wie einen kleinen Urlaub vom normalen Alltag empfindet. Von mir gibt’s für diesen Roman eine deutliche Leseempfehlung!

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)