Willkommen am Arsch der Welt

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naraya Avatar

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Capo di Ponte Emilia – ein kleines, idyllisches Dorf in Norditalien oder – wie die Großmutter eines der Protagonisten es ausdrückt „am Arsch der Welt“. Doch die besinnliche Ruhe der Dorfbewohner wird jäh gestört, als der Dorfbriefträger ist Postkasten eines leer stehenden Hauses eine abgetrennte Hand findet. Kurz darauf geschieht der erste Mord an einem alten Mann.

Enrico Radeschi, ein junger Journalist und Hacker lebt eigentlich in Mailand, soll sich in Capo di Ponte Emilia, seinem Heimatort, aber um das Haus und vor allem den Kater seiner Eltern kümmern. Und natürlich kann Enrico dem Drang nicht widerstehen, seine Nase in die Mordentwicklungen der hiesigen Polizei zu stecken, denn schließlich hat er hochgesteckte Karriereziele.

In Paolo Roversis erstem auf Deutsch erschienen Roman „Die linke Hand des Teufels“ – in Italien umfasst die Reihe um Enrico bereits 5 Bände – hat 2 Handlungsstränge. Zum einen sind da die Morde, die in Capo die Ponte Emilia geschehen, zum anderen hilft Enrico aber auch seinem Freund, dem Polizeichef Sebastiani bei der Aufklärung einiger Morde in Mailand. Warum es diese beiden Handlungsstränge gibt, wird leider nicht ersichtlich. Vielleicht soll der eine Radeschis Leben als Journalist, der andere seine Aktivitäten als Hacker und sein Privatleben schildern – auf jeden Fall greifen beiden nicht ineinander.

Der Schreibstil des Autors ist auf jeden Fall herrlich. Auf authentische Art und Weise porträtiert er das Dorf und seine Einwohner und den typisch italienischen Lebensstil. Seine Figuren sind Sympathieträger: sei es der aufs Land versetzte, geschiedene Maresciallo Boskovic, der mit einem Gürteltier namens Gatsby zusammenlebt. Oder sein liebenswerter, aber nicht besonders intelligenter Brigadiere Rizzitano. Beide sind Carabinieri, wie man sie sich vorstellt. Sie beginnen ihren Morgen mit einer Zeitung und einem Kaffee, gerne auch mit Schuss, ihre Mittage in der Bar des Dorfes und ihre Abende bei einem Gläschen Wein. Nur Enrico stört den Frieden der beiden Männer, indem er sich in die Entwicklungen einmischt.

Im Laufe der Handlung wird deutlich, dass es sich bei den Morden in Capo di Ponte Emilia nicht nur um reine Gräueltaten handelt, bei denen den Opfern zur Vorankündigung eine Hand geschickt wird. Nein, die Taten sind politisch motiviert und nehmen Bezug auf die Zeit der faschistischen Repubblica di Salò unter Mussolini. Die Fakten werden dabei angenehm in die Handlung verflochten, so dass nicht der Eindruck einer Geschichtsstunde entsteht.

Fazit: „Die linke Hand des Teufels“ ist ein erfrischender Krimi, auf dessen deutsche Fortsetzung „Tödliches Requiem“ wir uns im Juli dieses Jahres freuen dürfen!