Außergewöhnlicher Stil, fantastisch erzählt

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Friedemann Karig lässt Clara Konrad - ihr Name stimmt nicht, aber sie nutzt ihn, weil sie ihn so melodisch findet - in "Die Lügnerin" Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Adressatin dieser Geschichten ist eine Betreuerin in einer abgeschieden gelegenen Privatklinik, dem Institut. Clara Konrad erzählt, wie sie anderen Menschen erzählt hat, woran diese gern glauben wollten und was sich dann bewahrheitet hätte. Die Betreuerin ist gebannt von ihren Erzählungen und merkt erst spät, dass sie selbst Teil der Geschichten geworden ist.

Friedemann Karigs Stil ist sehr außergewöhnlich, er hat Clara Konrad einen ganz eigenen, sehr zum Inhalt passenden, Ton verliehen. Ausgehend von Sternzeichen, Horoskopen und Sternkonstellationen lernt sie Siri Morgentau kennen und begibt sich mit ihr auf einen Weg hin zum Reichtum. Weshalb genau sie in dem Institut landet, wurde mir aus ihren Geschichten nicht klar. Was mir sehr an "Die Lügnerin" gefallen hat, ist die fast ausschließliche Erzählperspektive aus Clara Konrads Sicht. So haben wir Einblicke in ihre Gedanken, Wahrnehmungen und Erinnerungen, deuten - so wie sie - die Gesprächssituation mit der Beraterin und sind manchmal verwirrt, weil irgendetwas an Ausführungen fehlt. Das Ende und die Deutung all des Geschriebenen bleibt recht offen und lädt so zu eigener Deutung ein, was mir sehr gefällt.

Fantastisch und sehr fesselnd erzählt - ich habe das Buch in einem Stück gelesen und konnte es gar nicht zur Seite legen.