Der Selbstentwurf

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wilde hummel 1 Avatar

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Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Friedemann Karig lässt in seinem Roman Fiktion und Wirklichkeit immer wieder sich umspielend offen. Leider mochte ich persönlich das Buchcover nicht, wenngleich es wohl die diffuse Persönlichkeit der Hauptprotagonistin andeuten soll. Clara, eine Frau, die vermutlich auf Grund von Pseudologie in einer Klinik ist und dort ihrer Therapeutin Geschichten ihrer selbst erzählt. Geschickt vermischen sich Lügen, Wahrheiten, Manipulation und die Kraft der Suggestion miteinander. Hat Clara nun die Fähigkeit, andere Menschen mittels ihrer Gedanken zu beeinflussen, deren Wünsche und Zukunft zu erkennen und sich selbst immer wieder neu zu entwerfen? Die innere Erzählerin kreiert Wahrheiten, beschreibt Episoden und Geschichten und ob diese real oder fiktiv sind, bleibt genauso changierend wie die vielen Ichs von Clara. Ein psychologisches Spiegelkabinett, in dem sich Clara in erfundenen Erlebnissen irgendwie auch verirrt, bewusst falsche Fährten legt und andere Menschen austestet. Das Lügen zur Herstellung von Bedeutung. Der Schreibstil von Friedemann Karig macht das Buch flüssig lesbar. Die in Kursiv geschriebenen wörtlichen Dialoge durchziehen die Geschichte wie ein Leitfaden, helfen zur Orientierung, damit ich mich als Leserin nicht völlig im Spinnennetz der Lügen verfange. Clara oder wie auch immer sie wirklich heißt -eine schillernde Persönlichkeit und so auch der Roman. "Sie lügt, denn wer am besten lügt, erzählt auch am besten" (Seite 220). Das Ende überraschend plötzlich.