Hinters Licht geführt

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
benne Avatar

Von


„Die Lügnerin“, oder wie ich es nennen würde „Wassermann, Roulette und Glaube“ hat mich hinters Licht geführt. Auf Basis der Inhaltsangabe erhoffte ich mir einen Roman mit einer Protagonistin voller fieser Geheimnisse und Lügentechniken. Therapiesitzungen, in der sie Schicht für Schicht ihr Leben offenbart bis die große Lüge enttarnt wird, die alles vorhergehende in ein anderes Licht rückt.

Stattdessen hatte die Handlung nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun. Im ersten Drittel wird der – ehrlicherweise sehr lügenhafte – Beruf der Protagonistin lang und breit erklärt. Sie arbeitet bei einer Firma, die anhand von Horoskopen, Aszendenten u.Ä. Menschen am anderen Ende der Telefonleitung ihre Zukunft voraussagt. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich dem Buch fern geblieben. Irgendwann driftet der Plot dann in die Welt der Glücksspiels ab und die Protagonistin bekommt einen Charakter an die Seite gestellt. Am Ende wird es plötzlich stark religiös und ich hatte absolut keine Ahnung mehr, was überhaupt passierte. Die Aneinanderreihung vieler Versatzstücke ergibt nicht automatisch ein großes Ganzes und wo kein Handlungs- oder Spannungsbogen ist, da schalte ich als Leser auch ab. Die Abwesenheit von dialoganzeigenden Zeichen tut sein übriges. Allein durch kursive Schrift wird Dialog gekennzeichnet. Wer wann spricht, ist häufig unklar.

Der Roman ist kurz und vor allem durch Karigs Wortwahl und Stil verhältnismäßig schnell zu lesen. Leider ist „Die Lügnerin“ aber meiner Meinung nach Opfer eines falschen Marketings und konnte mich nicht überzeugen. Oder stand der Mond einfach falsch?