Nichts als (Un-)Wahrheiten

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jesseyen Avatar

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Das wunderschöne Cover hat mich sofort in den Bann gezogen und den ersten Impuls gesetzt dieses Buch lesen zu wollen.
Im Gegensatz dazu hatte ich in Bezug auf den Inhalt Schwierigkeiten in die Geschichte einzutauchen. Das lag insbesondere an der Prämisse des Buches: Lügen werden zu Wahrheiten die schon immer Wahrheiten sind, weil sie geglaubt werden. Der Einstieg hat bei mir anhaltende Verwirrung ausgelöst und doch konnte ich mich irgendwann auf das widerstrebende Gefühl, und dadurch auch auf die Erzählungen der Protagonistin, einlassen und in diese eintauchen.
Clara, die in einem Institut ihrer zuständigen Beraterin/Therapeutin ausschweifend ihre Geschichte erzählt, springt dabei von einem Erzählstrang zum nächsten, was es zu Beginn schwer macht zu folgen. Mit der Zeit zeichnet sich dabei jedoch mehr ein roter Faden ab und es baut sich Spannung auf.
Was das Buch für mich aber am Ende besonders gemacht hat, sind die kurzen Passagen, wenn Clara in ihrer Erzählung wieder mal detailliert ausschweift, die wahrer nicht sein könnten. Das passiert bspw. als Clara davon erzählt, wie sie es erlebt von Männern (nicht) gesehen zu werden oder von der Fähigkeit der Menschen, sich trotz zunehmender Krisen, selbst glauben zu lassen, dass diese keine Bedrohung darstellen. An diesen Stellen wird es oftmals poetischer und es regt zur Reflexion der eigenen Wahrheit und Lüge an.
Am Ende habe ich nicht alles verstanden und bin, wie schon zu Anfangs, teilweise verwirrt zurückgelassen. Aber ich glaube, dass genau das zu diesem Buch passt. Und ich denke, dass es ein guter Ausgangspunkt ist, das Buch erneut zu lesen, um beim zweiten Mal das Hinterfragen, was wahr ist und was nicht, zurückzulassen und sich stattdessen voll und ganz auf Claras Erzählung einzulassen.

3,5 von 5 Sternen