Wenn Lügen nicht von der Wahrheit zu unterscheiden sind

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buecherfan.wit Avatar

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Die Protagonistin in Friedemann Karigs neuem Roman “Die Lügnerin“ ist eine Frau, die sich Clara Konrad nennt. Sie arbeitet für einen Chef, der eine Reihe von Mitarbeitern beschäftigt. Sie geben Anrufern Ratschläge, erzählen eine Menge Lügen und erwirtschaften viel Geld, von dem sie selbst am wenigsten sehen. Clara gibt sich als Hellseherin aus. Sie behauptet, die Sterne deuten zu können. Was sie vorhersagt, wird wahr. Eines Tages spürt eine Frau namens Siri von Morgenstern Clara auf und macht sie zur Partnerin, mit der sie in Las Vegas Unsummen gewinnt, bis sie wieder in die Heimat flieht.
Clara erzählt ihre Geschichte einer Beraterin genannten Therapeutin in einer Einrichtung. Die Therapeutin reagiert zunehmend verwirrt auf die Mischung aus Wahrheit und Lügen, auf all die Erzählungen von Gier, Betrug und Bereicherung durch Lügen, die die offensichtlich psychisch gestörte Patientin ihr auftischt. Clara geht zurück in ihre Kindheit und berichtet über ihre Familie. Auch der Leser fragt sich, was man von diesen Geschichten überhaupt glauben kann, wenn es wohl nicht einmal den Bruder überhaupt gegeben hat, von dem sie mehrfach erzählt.
Karigs Roman über Zufall und Schicksal, Wahrheit und Lüge ist nicht uninteressant, hat mir aber trotzdem nicht besonders gefallen. Mir fehlt da ein bisschen der rote Faden, eine Art eindeutige Botschaft oder klare Auflösung. “Dschungel“ fand ich deutlich besser.