Absoluter Antiheld

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käthe Avatar

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Fernando Aramburu erzählt die Geschichte Tonis, eines frustrierten Philosophielehrers in Madrid. Toni ist mit sich, seinem Leben und seinem Umfeld zuhöchst unzufrieden. Er hasst, zumindest auf den ersten Blick, alle Menschen in seinem näheren und äußeren Umfeld, besonders seine Exfrau, seine Schulleiterin, seinen Bruder und dessen Frau. Aber auch der eigene Sohn wird zur Zielscheibe seiner Hass- und z.T. Gewaltphantasien. Lediglich die Hündin Pepa und die Sexpuppe Tina werden von ihm mit etwas mehr Zuneigung bedacht. Toni ist sich seines Lebens überdrüssig und er beschließt sich in 365 Tagen das Leben zu nehmen. So beginnt der Roman am 01. August und für jeden Tag steht stellvertretend ein Kapitel, in dem Toni von vergangenem und gegenwärtigen Ereignissen berichtet.
Diese Idee fand ich ziemlich spannend, allerdings hapert es meiner Meinung nach an der Umsetzung. Es beginnt schon einmal damit, dass die Erzählungen an den jeweiligen Tagen zu Beginn relativ wahllos wirken. Aramburu springt immer wieder zwischen verschiedenen Zeitebenen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her. Jeder Monat hat 31 Kapitel; künstlerische Freiheit, ok, aber wenn man ein Buch schon so anlegt, könnten die Kapitel auch mit den Tagen im Monat übereinstimmen. Und schlussendlich die Länge des Buches, ich muss zugeben, dass es mir lieber gewesen wäre, wenn Toni sich eine 3-Monats-Frist gesetzt hätte. Ihn über ein ganzes Jahr zu begleiten war für mich eher eine Qual. Toni ist ein absoluter Anti-Held und mir so unsympathisch wie zuletzt nur Charaktere in den Strunk-Romanen. Die Erzählungen ziehen sich in die Länge und das Ende war prinzipiell schon nach 1/3 des Buches voraussehbar. Die Erkenntnis, dass Toni tief in seinem Inneren verborgen doch eine Art Empathie für seine Mitmenschen empfindet, macht es leider nicht besser.
Ich würde das Buch nicht noch einmal lesen, an einigen Stellen wiederholt sich der Autor, über 800 Seiten passiert nicht viel und Toni und die Gespräche mit seinen furchtbaren Freunden haben mich am Ende nur noch genervt.