Der Rückblick eines Mittfünfzigers mit Einblicken in die Welt der Philosophie und Politik

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Die Mauersegler von Fernando Aramburu, aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen, erschienen im Rowohlt Verlag, 830 Seiten

Auf dem wunderschönen Cover sieht man einen Mann mit Hund zwischen Häuserwänden. In einer Pfütze spiegeln sich einige Mauersegler.

Toni, 54 Jahre alt, ist Philosophielehrer in Madrid. Er ist geschieden von der Radiomoderation Amalia. Den gemeinsamen Sohn Nicolas, von ihm Nikita genannt, hält er für missraten. Nikita wohnt mit anderen jungen Leuten in einem besetzten Haus, hat auf dem Rücken ein Hakenkreuz und eine weitere Tätowierung auf der Stirn.

Tonis Mutter leidet an Demenz und lebt in einem Pflegeheim. Er besucht seine Mutter regelmäßig und geht dabei seinem verhassten Bruder RAúl aus dem Weg, dem er möglichst nicht begegnen will.

Toni hasst eigentlich alle in seiner Umgebung, seine Schüler, die Kollegen, seine Ex-Schwiegereltern (die besonders). Er hat nur einen Freund, der ebenfalls alleinstehend ist, und den er fast täglich in Alfonsos Bar trifft. Dieser Freund hat bei einem Terroranschlag einen Fuß verloren, seitdem nennt Toni ihn heimlich Humpel.

Er beschließt, in genau einem Jahr den Freitod zu wählen, da er meint, das Leben hätte ihm nichts mehr zu bieten, er hätte seine beste Zeit hinter sich, es könne nichts mehr kommen, was ihn dazu verleiten könnte, weiterzuleben. Einzig mit seinem Hund Pepa hat er noch viel Freude, und er wünscht sich, dass Pepa nach seinem Ableben in gute Hände kommt.

Jeden Tag in den 365 Tagen, die er es noch auf dieser Erde aushalten will, schreibt er ein Kapitel in ein Notizbuch, das er seinem Sohn hinterlassen will. Er erinnert an Ereignisse in seiner Kindheit und Jugend, die Zeit mit seinem Vater, der seine Söhne und seine Frau nicht gut behandelt, ja sogar misshandelt hat. Der Vater ist gestorben, als Toni zwanzig war. Eins von Tonis schönsten Erlebnissen war die erste Zeit mit seiner späteren Frau, daran denkt er oft wehmütig zurück.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn es einige Längen hat, und die Themen Philosophie und Politik für meinen Geschmack zu viel Raum einnehmen. Der Schreibstil ist sehr angenehm, die Aufteilung der Tage auf einzelne Kapitel war eine gute Idee. Eine anspruchsvolle und sehr schöne Lektüre, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.