derb, lang, kein Bestseller

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
brianna Avatar

Von

Das Cover ist ansprechend gestaltet und verleitet, das Buch in die Hand zu nehmen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Toni, männlich, Mitte Fünfzig, Philosophielehrer.
Nach einer unglücklichen Ehe lebt er mit seiner Hündin Pepa und seiner Sexpuppe Tina allein in einer kleinen Wohnung. 
Da ihm nichts mehr lebenswert erscheint, plant er seinen Selbstmord in genau 365 Tagen. 
Die Ich-Erzählungen beschreiben seine Erinnerungen und Erlebnisse sehr detalliert, für jeden Tag seines näherrückenden Todeswunschs gibt es 1 Kapitel.

Zu Beginn gefiel mir die detallierte Beschreibung, die ehrliche, direkte Sprache. Und natürlich ist ein Todessehnsüchtiger eher melancholisch.
Aber Toni ist mehr als das. Er haßt. Und zwar alle! Amalia, seine Ex-Frau, Olga, deren Geliebte. Seinen Sohn Nicolas- Nikita- den er für beschränkt hält, ihn zugleich jedoch bemitleidet. Seinen Vater, seine Mutter (in ihrer Demenz gefangen) und vor allem seinen Bruder, Raulito.
Toni haßt seinen Beruf, seine Kollegen, die Schüler. 

Die einzigen Ausnahmen sind sein Freund- den er aufgrund einer Amputation mit Prothesenversorgung nach eine Bombenunglück!! Humpel nennt- und seine Hündin Pepa. Diese auch nur, weil sie ihn nicht zurechtweist oder Ansprüche an ihn stellt. Die genügsame Sexpuppe Tina darf sich ebenfalls dieser Minderheit zugehörig fühlen.

Und während Toni weiterhin recht derb seine Gedanken zur Gegenwart, der Politik und spanischen Geschichte, seinen Erinnerungen und auch der furchtbar schlechten Welt teilt, frage ich mich, was will der Autor uns da mitgeben?

Und doch wird aus dem fast schon unsympathischen Toni im Laufe der Geschichte, ein Mann, an dessen Geschichte man sich erinnern wird.
Denn eines Tages bringt eine Begegnung mit einer Frau seinen Entschluss zum Suizid ins Wanken. Wird sie seinen Plan umstoßen können?

Fazit: 830 Seiten, in zum Teil sehr derber Sprache, beleuchten nicht nur das Einzelschicksal des Hauptprotagonisten Toni, sondern auch die Zusammenhänge durch Politik und Geschichte.
Mir war das alles zuviel, die Beurteilung von Situationen oft schon vom Autor vorweggenommen. Für mich persönlich kein Bestseller.