Ein Turm von Missbilligungen

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"Toni ist Philosophielehrer an einem Gymnasium in Madrird, lebt nach einer Trennung alleine, mit Hund. Er liebt das Leben nicht und fasst einen Entschluss: Er will allem ein Ende setzen, in genau 365 Tagen. Am 31. Juli beginnt das letzte Jahr, und dieser Roman hat 365 Kapitel, eins für jeden Tag." (Klappentext)

Der Roman "Die Mauersegler" von Fernando Aramburu ist der zweite Roman in diesem Jahr, welchen ich nicht zu Ende lesen konnte. Eine so starke Idee, so schwach umgesetzt. Kapitel, die einen Jahresgang repräsentieren sollten, müssten doch irgendwie eine chronologisch sinnvolle Stringenz repräsentieren, dies fehlt dem Roman vollends. Es wird willkürlich zwischen Vergangenheit und Gegenwart herumgetänzelt, so dass ein flüssiger Erzählfluss durch hemmende Bahnschranken verhindert wird. Mit dieser Umsetzung hätte ich noch leben können, aber 800 Seiten einem andauernd wehleidigen Mann, der Gott und die Welt für sein Leid und sein Hass auf die Menschen verantwortlich macht, beim besten Willen, dafür ist mir meine Zeit zu kostbar. Der arme, arme Kerl leidet und leidet und leidet, weil seine Ex-Frau schlimm ist, weil er seinen Sohn für dumm hält, weil er seinen Beruf als Philosophielehrer hasst, weil seine Mutter Dement ist und weil er einfach nur leiden will. Nach 200 Seiten konnte ich nicht mehr hinsehen, am allermeisten tat mir der Hund leid, der diesem wahnsinnig unreflektierten Selbstmitleid ausgesetzt war.