Gebauchpinseltes männliches Ego

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Bestsellerautor Fernando Aramburu hat ein neues Buch geschrieben. Den Vorgänger hab ich nicht gelesen, trotzdem hat mich der neue Roman „Die Mauersegler“ interessiert, nicht zuletzt weil ich das Konzept des Buches, jeden Tag ein Kapitel zu schreiben, spannend fand. Toni ist ein Antiheld par excellence, er ist unsympathisch, ichbezogen und hasst alles und jeden. Er beschließt zu sterben, genau in einem Jahr. Bis dahin will er seine Dinge regeln und schreibt jeden Tag ein Kapitel aus denen dieser Roman besteht. Darin rechnet er ab, mit seinen Eltern, seinem Bruder, seinem Sohn und natürlich seiner verhassten Ex-Ehefrau. Auch sein bester Freund, den er Humpel nennt, bleibt nicht verschont. Nur seine Hündin Pepa kommt gut weg.
Weiter bin ich nicht gekommen. Bis Seite 250 habe ich durchgehalten, nicht zuletzt, weil ich die Idee, einen Roman so aufzubauen, interessant fand und auch die ein oder andere Passage gut war, aber das reicht nicht aus um mich über 830 Seiten bei der Stange zu halten. Es ist mir zu viel Bauchpinselei, zu viel männliches Ego, welches einen Rundumschlag ausführt um seinen Freitod zu rechtfertigen. Toni ging mir immer mehr auf die Nerven und da es nur um ihn ging, konnte ich nicht einmal zwischendurch aufatmen.
Ich fragte mich, was da noch kommen soll? Ich habe schon nach diesen 250 Seiten das Gefühl, die ganze Geschichte zu kennen und die Spannung ist verflogen. Vielleicht hätte er sich kürzer fassen sollen, schneller zum Punkt kommen sollen, aber das fällt gerade Männern erfahrungsgemäß schwer, denn sie hören sich selbst gerne reden, da ist Toni ein Paradebeispiel. Die Redundanz vieler Dinge war ermüdend, so wurden gleich zwei Mal Träume in aller Ausführlichkeit beschrieben, die sich ähneln und ich frage mich immer noch wieso, denn das was sie zeigen sollten, war mir schon vorher klar. Und das ging den ganzen Roman so - bis ich ihn dann nach 250 Seiten abbrach. Ich wollte es durchziehen, aber diese Stunden kann ich auch mit einem besseren Buch verbringen.