Misogyner Misanthrop

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kaiserin2201 Avatar

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Die Geschichte des vorbereitenden Selbstmordes eines misogynen Misanthropen als großartige Erzählung anzukündigen - na ja. Für eine Leserin ist dieser Roman die Anektodenansammlung eines kontinuierlich schlecht gelaunten misogynen Mannes in der Midlifecrisis. Alles ist Scheiße in den Augen dieses Lehrers, der beginnend mit seiner miesen Kindheit, gehaßt vom Vater, vernachläßigt von der mißhandelten Mutter, genervt vom vermeintlich verwöhnten kleinen Bruder, die Schuld seines langweiligen, mißlungenen Lebens bei den anderen sucht. Frauen sind für ihn Lustobjekte, die unberechenbar, bis auf Prostituierte, sind. Notwendiges Übel um die Lustmolchereien zu befriedigen? Schülerinnen werden als eine Ansammlung von äußeren Sexualmerkmalen beschrieben. Männer sind bis auf den behinderten Freund Humpel Konkurrenten und Feinde. Die einzige Beziehung zu einem lebenden Wesen ist die zu seinem Hund, den er seiner Frau abgerungen hat, um ihr wenigstens hier einen reinzuwürgen. Überhaupt, seine Frau, die für ihn auch nichts weiter als ein Sexobjekt, mit dummerweise eigenen Wünschen und Gefühlen, ist. Ganz schlimm das Verhältnis zu seinem Sohn, der in seinen Augen nichts taugt. Hier kann man gerne seine eigenes Verhältnis zu seinem Vater in Beziehung setzen - es fällt mir der Begriff ERBSÜNDE ein. Eine Fortsetzung unglücklicher Verbindungen, die sich in weiteren Generationen spiegelt. Hätten die Protagonisten doch mal lieber einen Apfel gegessen, statt sich fortzupflanzen! Falls es Aramburus Plan war einen Roman über eine kranke Gesellschaft zu schreiben, die gelangweilt, frauenfeindlich und selbstmordgefährdet die ganze Welt in den Abgrund ziehen will, ist ihm dies gelungen. Allerdings habe ich mich meist schrecklich gelangweilt - es ist alles bekannt, was unsere westlich dekadente Welt zur Zeit in den Untergang treibt. Darüber weitere mehr als 600 Seiten auf teures Papier zu drucken... war das nötig? Meiner Meinung nach nicht.