Eine vergessene Komponistin im Schatten Vivaldis
"Anna Maria della Pietà hatte Töne, bevor sie Worte hatte, und diese Töne waren immer schon farbig." Zitat, S. 234 (E-Book Version)
Harriet Constable erzählt in ihrem Debütroman Die Melodie der Lagune die Geschichte von Anna Maria della Pietà – einer talentierten Violinistin und Komponistin des 18. Jahrhunderts, die in der Geschichte kaum Beachtung fand. Constable, preisgekrönte Journalistin und Filmemacherin, verbindet ihre Liebe zur Musik mit ihrer Fähigkeit, bewegende Erzählungen zu schaffen. Ihr Roman wurde bereits vom Guardian zu den besten Debütromanen des Jahres gezählt.
Worum geht's genau?
Anna Maria wächst im Ospedale della Pietà, einem Waisenhaus in Venedig, auf und entdeckt früh ihre außergewöhnliche Begabung für die Violine. Ihr Talent bleibt nicht unbemerkt – Antonio Vivaldi nimmt sie unter seine Fittiche. Doch während er als gefeierter Komponist Ruhm erntet, bleiben ihre eigenen Werke unbekannt. Sie träumt von einer Karriere als Musikerin, doch in einer Welt, in der Frauen nur als Interpretinnen, nicht als Schöpferinnen anerkannt werden, stößt sie an unsichtbare Grenzen.
Anna Maria muss sich nicht nur gegen gesellschaftliche Konventionen behaupten, sondern auch gegen Neid und Rivalität. Freundschaften spielen eine zentrale Rolle in ihrem Leben – besonders zu Paulina und Agata, mit denen sie eine enge Verbindung teilt. Doch auch Intrigen, Eifersucht und die harte Realität der damaligen Zeit prägen ihren Weg.
Meine Meinung
Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar angefordert, da mich sowohl das wunderschöne Cover als auch der Klappentext sofort angesprochen haben – besonders, weil ich selbst Violine spiele. Die bildhafte Beschreibung Venedigs hat mich direkt in die Geschichte gezogen. Man spürt die Atmosphäre der Stadt förmlich durch die Seiten.
Eine meiner Lieblingsszenen spielt in der Dachkammer, als Anna Maria die Stadt beobachtet und sich vorstellt, sie zu dirigieren:
"Sonnenstrahlen überfluten ihr Gesicht, und die Holzbohlen knarren unter ihren Füßen. Sie rafft ihren fleckigen Baumwollrock und lässt sich im Schneidersitz auf dem heißen Holzfußboden nieder. Zufrieden blickt sie sich in ihrem Königreich um. In ihrer Stadt bestehen die Straßen aus Wasser. Überall herrscht Leben, alles ist voller Energie, farbenfroh und laut." Zitat, S. 34 (E-Book Version)
Anna Maria selbst ist eine starke Figur, aber sie hat mich nicht immer für sich gewinnen können. Ihr Ehrgeiz ist bewundernswert, aber oft auch egoistisch – sie betrachtet viele ihrer Mitschülerinnen als unterlegen und sieht „niedrigere Arbeiten“ als wertlos an. Dennoch wird im Laufe des Romans klar, dass sie sich vor allem selbst schützen will und durch viele Schicksalsschläge eine harte Schale entwickelt hat.
Ein weiterer starker Aspekt des Buches ist seine feministische Botschaft. Besonders dieses Zitat hat mich bewegt:
"Männer«, sagt er und tippt schneller und heftiger auf die Noten. »Alles Stücke von Männern.«
»Wahrscheinlich stecken die Ideen von Frauen dahinter. Frauen, die von selbstgefälligen Männern wie Ihnen in den Staub getreten wurden. Sie fördern uns gerade bis zu dem Punkt, wo wir begreifen, was wir alles nicht dürfen. Und wenn wir es trotzdem versuchen, nehmen Sie uns alles weg. Warum bringen Sie uns bei, unseren Verstand zu benutzen, wenn Sie uns alles verweigern, was er hervorbringt?« " Zitat, S. 233 (E-Book Version)
Dass das Buch sprachlich nicht gegendert wurde, fand ich etwas schade, auch wenn die Autorin im Nachwort darauf eingeht. Dieses Nachwort gehört für mich zu den großen Stärken des Romans, da es die historischen Hintergründe beleuchtet und zeigt, dass viele berühmte Kompositionen möglicherweise von Frauen stammen, deren Namen vergessen wurden.
Fazit
Die Melodie der Lagune ist ein beeindruckender historischer Roman über eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Er zeigt auf bewegende Weise, wie Frauen in der Musikgeschichte übergangen wurden, und schafft gleichzeitig eine dichte, fesselnde Atmosphäre. Trotz kleiner Kritikpunkte bleibt es ein großartiges Buch, das zum Nachdenken anregt. 4,5 von 5 Sternen
"Ich habe diesen Roman geschrieben, weil einige der berühmtesten Musikstücke der Welt einen anderen Ursprung haben, als wir bislang dachten. Sie stammen von Hunderten Mädchen und Frauen. Ich hoffe, Sie fragen sich jetzt, was es noch alles zu entdecken gibt. Welche Genies gab es, die ebenso wenig von uns gewürdigt werden?" Zitat, S. 297 (E-Book Version)
Harriet Constable erzählt in ihrem Debütroman Die Melodie der Lagune die Geschichte von Anna Maria della Pietà – einer talentierten Violinistin und Komponistin des 18. Jahrhunderts, die in der Geschichte kaum Beachtung fand. Constable, preisgekrönte Journalistin und Filmemacherin, verbindet ihre Liebe zur Musik mit ihrer Fähigkeit, bewegende Erzählungen zu schaffen. Ihr Roman wurde bereits vom Guardian zu den besten Debütromanen des Jahres gezählt.
Worum geht's genau?
Anna Maria wächst im Ospedale della Pietà, einem Waisenhaus in Venedig, auf und entdeckt früh ihre außergewöhnliche Begabung für die Violine. Ihr Talent bleibt nicht unbemerkt – Antonio Vivaldi nimmt sie unter seine Fittiche. Doch während er als gefeierter Komponist Ruhm erntet, bleiben ihre eigenen Werke unbekannt. Sie träumt von einer Karriere als Musikerin, doch in einer Welt, in der Frauen nur als Interpretinnen, nicht als Schöpferinnen anerkannt werden, stößt sie an unsichtbare Grenzen.
Anna Maria muss sich nicht nur gegen gesellschaftliche Konventionen behaupten, sondern auch gegen Neid und Rivalität. Freundschaften spielen eine zentrale Rolle in ihrem Leben – besonders zu Paulina und Agata, mit denen sie eine enge Verbindung teilt. Doch auch Intrigen, Eifersucht und die harte Realität der damaligen Zeit prägen ihren Weg.
Meine Meinung
Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar angefordert, da mich sowohl das wunderschöne Cover als auch der Klappentext sofort angesprochen haben – besonders, weil ich selbst Violine spiele. Die bildhafte Beschreibung Venedigs hat mich direkt in die Geschichte gezogen. Man spürt die Atmosphäre der Stadt förmlich durch die Seiten.
Eine meiner Lieblingsszenen spielt in der Dachkammer, als Anna Maria die Stadt beobachtet und sich vorstellt, sie zu dirigieren:
"Sonnenstrahlen überfluten ihr Gesicht, und die Holzbohlen knarren unter ihren Füßen. Sie rafft ihren fleckigen Baumwollrock und lässt sich im Schneidersitz auf dem heißen Holzfußboden nieder. Zufrieden blickt sie sich in ihrem Königreich um. In ihrer Stadt bestehen die Straßen aus Wasser. Überall herrscht Leben, alles ist voller Energie, farbenfroh und laut." Zitat, S. 34 (E-Book Version)
Anna Maria selbst ist eine starke Figur, aber sie hat mich nicht immer für sich gewinnen können. Ihr Ehrgeiz ist bewundernswert, aber oft auch egoistisch – sie betrachtet viele ihrer Mitschülerinnen als unterlegen und sieht „niedrigere Arbeiten“ als wertlos an. Dennoch wird im Laufe des Romans klar, dass sie sich vor allem selbst schützen will und durch viele Schicksalsschläge eine harte Schale entwickelt hat.
Ein weiterer starker Aspekt des Buches ist seine feministische Botschaft. Besonders dieses Zitat hat mich bewegt:
"Männer«, sagt er und tippt schneller und heftiger auf die Noten. »Alles Stücke von Männern.«
»Wahrscheinlich stecken die Ideen von Frauen dahinter. Frauen, die von selbstgefälligen Männern wie Ihnen in den Staub getreten wurden. Sie fördern uns gerade bis zu dem Punkt, wo wir begreifen, was wir alles nicht dürfen. Und wenn wir es trotzdem versuchen, nehmen Sie uns alles weg. Warum bringen Sie uns bei, unseren Verstand zu benutzen, wenn Sie uns alles verweigern, was er hervorbringt?« " Zitat, S. 233 (E-Book Version)
Dass das Buch sprachlich nicht gegendert wurde, fand ich etwas schade, auch wenn die Autorin im Nachwort darauf eingeht. Dieses Nachwort gehört für mich zu den großen Stärken des Romans, da es die historischen Hintergründe beleuchtet und zeigt, dass viele berühmte Kompositionen möglicherweise von Frauen stammen, deren Namen vergessen wurden.
Fazit
Die Melodie der Lagune ist ein beeindruckender historischer Roman über eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Er zeigt auf bewegende Weise, wie Frauen in der Musikgeschichte übergangen wurden, und schafft gleichzeitig eine dichte, fesselnde Atmosphäre. Trotz kleiner Kritikpunkte bleibt es ein großartiges Buch, das zum Nachdenken anregt. 4,5 von 5 Sternen
"Ich habe diesen Roman geschrieben, weil einige der berühmtesten Musikstücke der Welt einen anderen Ursprung haben, als wir bislang dachten. Sie stammen von Hunderten Mädchen und Frauen. Ich hoffe, Sie fragen sich jetzt, was es noch alles zu entdecken gibt. Welche Genies gab es, die ebenso wenig von uns gewürdigt werden?" Zitat, S. 297 (E-Book Version)