Malerischer Roman um Musik und Ehrgeiz im spätbarocken Venedig
Venedig Anfang des 18. Jahrhundert: Anna Maria ist eine von unzähligen Waisen, die als Säuglinge im Ospedale della Pietà abgegeben wurden. Doch dieses Waisenhaus ist eine der größten Musikschulen der Stadt und beherbergt ein europaweit bekanntes Mädchen-Orchester. Anna Maria will Mitglied dort werden. Als Synästhetiker, für die Farben und Töne untrennbar miteinander verbunden sind, übertrifft sie zusammen mit ihrem ehrgeizigen Üben bald die anderen Mädchen. Doch das bloße Spielen fremder Kompositionen ist ihr nicht genug, sie will eigene Musikstücke schaffen und weltberühmt werden. Zwischen Konkurrenz mit anderen Musikerinnen, Konkurrenz mit dem Lehrer Vivaldi und den Restriktionen ihrer Zeit versucht sie, ihren Weg zu bahnen.
Die musikalisch-farblichen Beschreibungen des Romans sind ein Wunder. Sie spiegeln auf malerische Weise die Begeisterung der jungen Protagonistin, die der Leser von Geburt bis in ihre frühen 20er begleitet. Neben der Opulenz und den schöngeistigen Künsten Venedigs werden auch die Schattenseiten der Stadt gezeigt: Armut, Prostitution und ungewollte Neugeborene, die wie Abfall behandelt werden. Auch das Waisenhaus selbst ist voller Missstände. Alle Mädchen, die nicht dem Orchester angehören, sind Personen zweiter Klasse. Konkurrenz und Missgunst wird nährreicher Boden geschaffen. Als Leser sieht man Aspekte und Andeutungen, die der Protagonistin aufgrund ihres jungen Alters zunächst entgehen. Man merkt beim Lesen, wie sie älter und ihr Verstand schärfer wird. Gut gefallen hat mir, dass Anna Maria Fehler macht, deren Konsequenzen sie nicht immer wiedergutmachen kann. Auch ihr Ehrgeiz und Selbstbewusstsein ist erfrischend zu lesen und bringen sie in Konflikt mit dem Frauenbild ihrer Zeit.
Inwieweit die Darstellung von Vivaldi zutrifft, kann ich nicht sagen. Doch es sind tatsächlich Quellen erhalten, aus denen hervorgeht, dass Vivaldi seine Schülerinnen an Stücken von ihm hat komponieren lassen und Werke der Mädchen als seine eigenen ausgab. Wieder einmal eine bittere Erinnerung, dass das Fehlen kultureller Werke von Frauenhand durch Männer geschaffen wurde.
Alles in allem ein großartig bildhafter historischer Roman, den man allen Musikliebhabern ans Herz legen kann.
Die musikalisch-farblichen Beschreibungen des Romans sind ein Wunder. Sie spiegeln auf malerische Weise die Begeisterung der jungen Protagonistin, die der Leser von Geburt bis in ihre frühen 20er begleitet. Neben der Opulenz und den schöngeistigen Künsten Venedigs werden auch die Schattenseiten der Stadt gezeigt: Armut, Prostitution und ungewollte Neugeborene, die wie Abfall behandelt werden. Auch das Waisenhaus selbst ist voller Missstände. Alle Mädchen, die nicht dem Orchester angehören, sind Personen zweiter Klasse. Konkurrenz und Missgunst wird nährreicher Boden geschaffen. Als Leser sieht man Aspekte und Andeutungen, die der Protagonistin aufgrund ihres jungen Alters zunächst entgehen. Man merkt beim Lesen, wie sie älter und ihr Verstand schärfer wird. Gut gefallen hat mir, dass Anna Maria Fehler macht, deren Konsequenzen sie nicht immer wiedergutmachen kann. Auch ihr Ehrgeiz und Selbstbewusstsein ist erfrischend zu lesen und bringen sie in Konflikt mit dem Frauenbild ihrer Zeit.
Inwieweit die Darstellung von Vivaldi zutrifft, kann ich nicht sagen. Doch es sind tatsächlich Quellen erhalten, aus denen hervorgeht, dass Vivaldi seine Schülerinnen an Stücken von ihm hat komponieren lassen und Werke der Mädchen als seine eigenen ausgab. Wieder einmal eine bittere Erinnerung, dass das Fehlen kultureller Werke von Frauenhand durch Männer geschaffen wurde.
Alles in allem ein großartig bildhafter historischer Roman, den man allen Musikliebhabern ans Herz legen kann.