Streben nach Anerkennung

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mimi81 Avatar

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In jedem Jahrhundert gibt es Frauen, die im Schatten von Männern stehen. So auch das Mädchen Anna, das als Waisenkind hinter den Klostermauern aufwächst. Wer Musik fühlt und dafür lebt, wird als Waisenkind des 18. Jahrhunderts in Venedig nicht verheiratet, sondern darf nach höherem streben. Als Schülerin begegnet sie Vivaldi, der sie fördert, aber was erschreckender ist, auch ihre Begabung ausnutzt. Anna muss Verluste verkraften, aber ihr Ehrgeiz und ihr Wille gelten der Musik.
Harriet Constable schafft in diesem Roman Fakten, aber auch Fiktion ineinander übergehen zu lassen. Dank des bildlichen Schreibstils, taucht der Leser in ein Venedig mit glitzernden Palästen und braunen Kanälen ein. Die Atmosphäre und der musikalische Hintergrund sind in den Beschreibungen beinah greifbar. Die einzelnen Charaktere sind wunderbar eingefangen. Man fühlt mit Anna und ist über Vivaldis Handeln erschrocken. Fesselnd bin ich dieser lebendigen Geschichte gefolgt und konnte Annas Traum und ihre Willensstärke, die beste Geigerin und Komponist ihrer Zeit zu sein durchaus nachvollziehen. Wäre da nur nicht der gesellschaftliche Rahmen und Vivaldi gewesen, die diesen Traum nicht zugelassen haben. Fraglich bleibt, was wäre Annas Streben in der heutigen Zeit Wert gewesen? Ein Debütroman, der mich verzaubert sowie berührt hat und mit seiner Tiefgründigkeit auch überrascht hat.