Zu wenig Tiefe durch zu viele Erzählperspektiven
Zum Inhalt:
Die sechs Mitford-Schwestern gehören dem alten Adel Englands an, auch wenn sie durch Fehlinvestitionen und der Wirtschaftskrise bei weitem nicht mehr so vermögend sind. Die Eltern bemühen sich, Traditionen beizubehalten und jedem ihrer Töchter einen guten Start zu ermöglichen. Allerdings haben alle sechs Schwestern ihren ganz eigenen Kopf und sind schon früh politisch interessiert, die einen fühlen sich vom Faschismus angezogen, die andere vom Kommunismus. Da ist zum einen Nancy, die spitzzüngig und sehr wortgewandt ihre Meinungen in ihre Romane einfließen lässt – meist sehr zum Missfallen ihrer Familie. Diana ist der schillernde Star unter den Mitford-Schwestern, hinreißend schön und geheimnisvoll ist sie stets der Mittelpunkt jeder Gesellschaft. Sie hat einen äußerst vermögenden Spross der Guinness-Dynastie geheiratet und ist bereits Mutter zweier Söhne, als sie sich in den charismatischen Anführer der British Union of Fascists (BUF) Oswald Mosley „M“ verliebt und für ihn ihren Mann verlässt – ein Skandal zu jener Zeit, der ihren Stern danach nicht mehr ganz so strahlend funkeln ließ.
Unity ist trotz ihrer beachtlichen Körpergröße anfangs noch die Unscheinbarste – allerdings nur auf den ersten Blick, denn sie ist extrem eigenwillig und weiß früh, was und vor allem wen sie will: niemanden geringeren als Hitler möchte sie näherkommen und schafft es durch Beharrlichkeit und klugem Handeln schließlich, ihrem Ziel ganz nahe zu kommen. In der Folge radikalisiert sie sich immer mehr und gerät in einen gefährlichen Wahn. Im weiteren Verlauf der Weltgeschichte geraten auch die Beziehungen der Schwestern zueinander immer mehr zwischen die Fronten.
Zum Buch:
Marie Benedict hat sich mit ihren Büchern über bedeutende Frauen im Schatten der Weltgeschichte einen Namen gemacht, so schrieb sie z.B. „Lady Churchill“, „Frau Einstein“ und „Mrs Agatha Christie“, um nur einige wenige Frauen zu nennen, die oft erst im Nachhinein zu Anerkennung, Ruhm und Bedeutung kamen. Nun also die Mitford-Schwestern, die viele vermutlich nicht auf dem Schirm hatten, da ihre Bedeutung und ihr Ruf in Deutschland vermutlich weniger bekannt ist als in England. Die Autorin schreibt sehr ausführlich, wie sich die Familie Mitford immer mehr spaltet, wie die faschistische Ideologie zunehmend ihr Leben bestimmt und wie Macht und Manipulation in Kombination mit weiblicher Raffinesse und Charme schließlich einer Ideologie der Vernichtung folgt. In verhältnismäßig kurzen Kapiteln wechseln die Erzählperspektiven hauptsächlich zwischen der Hauptfigur Nancy (aus der Ich-Perspektive erzählt) und ihrern Schwestern Diana und Unitiy, die anderen drei Schwestern sowie der Bruder Tom und die Eltern sind eher Nebenfiguren. Als Leser erlebt man mit, wie aus einer anfänglichen Begeisterung und Faszination immer mehr ein Sog – man kann auch sagen: ein Wahn – entsteht und die Fronten zwischen den Schwestern immer verhärterter werden, bis es schließlich zu der Situation kommt, dass Nancy sich zwischen Familie und ihrem Land entscheiden muss.
Persönliche Meinung:
Im Gegensatz zu ihrern anderen Büchern ist es mir hier wirklich schwergefallen, in die Geschichte einzutauchen und mich auf die Schwestern einzulassen, sowie ihre Motivationen und Fasziniationen nachzuvollziehen. Vermutlich waren es eben einfach zu viele unterschiedliche Erzählperspektiven, die hier aufeinander abgestimmt werden mussten. Der ständige Perspektivwechsel und die zeitlichen Sprünge ließen die ganze Geschichte sehr abgehackt wirken und es ist mir dadurch leider bis zum Schluss nicht gelungen, den Schwestern wirklich näherzukommen oder gar mitzufühlen. Auch fand ich es oft sehr langatmig und ermüdend und habe mehr als einmal mit dem Gedanken gespielt, das Buch vorzeitig abzubrechen. Geschichtlich fand ich es trotzdem sehr interessant, die NS-Zeit einmal aus der englischen Perspektive zu betrachten, allerdings wurde auf die Gräueltaten der Nazis meiner Meinung nach viel zu oberflächlich eingegangen.
Fazit:
Durchaus interessanter Blick auf das Leben und Wirken der englischen Mitford-Schwestern und ihre Rolle am damaligen Weltgeschehen. Für mich leider zu viele Erzählperspektiven, zu wenig Emotionen, zu viele Zeitsprünge, zu wenig Tiefe, zu viel Oberflächlichkeit in der Darstellung der NS-Zeit... Meiner Meinung nach der schwächste Band aus Marie Benedict's bisher überzeugender Bedeutende-Frauen-der Weltgeschichte-Reihe.
Die sechs Mitford-Schwestern gehören dem alten Adel Englands an, auch wenn sie durch Fehlinvestitionen und der Wirtschaftskrise bei weitem nicht mehr so vermögend sind. Die Eltern bemühen sich, Traditionen beizubehalten und jedem ihrer Töchter einen guten Start zu ermöglichen. Allerdings haben alle sechs Schwestern ihren ganz eigenen Kopf und sind schon früh politisch interessiert, die einen fühlen sich vom Faschismus angezogen, die andere vom Kommunismus. Da ist zum einen Nancy, die spitzzüngig und sehr wortgewandt ihre Meinungen in ihre Romane einfließen lässt – meist sehr zum Missfallen ihrer Familie. Diana ist der schillernde Star unter den Mitford-Schwestern, hinreißend schön und geheimnisvoll ist sie stets der Mittelpunkt jeder Gesellschaft. Sie hat einen äußerst vermögenden Spross der Guinness-Dynastie geheiratet und ist bereits Mutter zweier Söhne, als sie sich in den charismatischen Anführer der British Union of Fascists (BUF) Oswald Mosley „M“ verliebt und für ihn ihren Mann verlässt – ein Skandal zu jener Zeit, der ihren Stern danach nicht mehr ganz so strahlend funkeln ließ.
Unity ist trotz ihrer beachtlichen Körpergröße anfangs noch die Unscheinbarste – allerdings nur auf den ersten Blick, denn sie ist extrem eigenwillig und weiß früh, was und vor allem wen sie will: niemanden geringeren als Hitler möchte sie näherkommen und schafft es durch Beharrlichkeit und klugem Handeln schließlich, ihrem Ziel ganz nahe zu kommen. In der Folge radikalisiert sie sich immer mehr und gerät in einen gefährlichen Wahn. Im weiteren Verlauf der Weltgeschichte geraten auch die Beziehungen der Schwestern zueinander immer mehr zwischen die Fronten.
Zum Buch:
Marie Benedict hat sich mit ihren Büchern über bedeutende Frauen im Schatten der Weltgeschichte einen Namen gemacht, so schrieb sie z.B. „Lady Churchill“, „Frau Einstein“ und „Mrs Agatha Christie“, um nur einige wenige Frauen zu nennen, die oft erst im Nachhinein zu Anerkennung, Ruhm und Bedeutung kamen. Nun also die Mitford-Schwestern, die viele vermutlich nicht auf dem Schirm hatten, da ihre Bedeutung und ihr Ruf in Deutschland vermutlich weniger bekannt ist als in England. Die Autorin schreibt sehr ausführlich, wie sich die Familie Mitford immer mehr spaltet, wie die faschistische Ideologie zunehmend ihr Leben bestimmt und wie Macht und Manipulation in Kombination mit weiblicher Raffinesse und Charme schließlich einer Ideologie der Vernichtung folgt. In verhältnismäßig kurzen Kapiteln wechseln die Erzählperspektiven hauptsächlich zwischen der Hauptfigur Nancy (aus der Ich-Perspektive erzählt) und ihrern Schwestern Diana und Unitiy, die anderen drei Schwestern sowie der Bruder Tom und die Eltern sind eher Nebenfiguren. Als Leser erlebt man mit, wie aus einer anfänglichen Begeisterung und Faszination immer mehr ein Sog – man kann auch sagen: ein Wahn – entsteht und die Fronten zwischen den Schwestern immer verhärterter werden, bis es schließlich zu der Situation kommt, dass Nancy sich zwischen Familie und ihrem Land entscheiden muss.
Persönliche Meinung:
Im Gegensatz zu ihrern anderen Büchern ist es mir hier wirklich schwergefallen, in die Geschichte einzutauchen und mich auf die Schwestern einzulassen, sowie ihre Motivationen und Fasziniationen nachzuvollziehen. Vermutlich waren es eben einfach zu viele unterschiedliche Erzählperspektiven, die hier aufeinander abgestimmt werden mussten. Der ständige Perspektivwechsel und die zeitlichen Sprünge ließen die ganze Geschichte sehr abgehackt wirken und es ist mir dadurch leider bis zum Schluss nicht gelungen, den Schwestern wirklich näherzukommen oder gar mitzufühlen. Auch fand ich es oft sehr langatmig und ermüdend und habe mehr als einmal mit dem Gedanken gespielt, das Buch vorzeitig abzubrechen. Geschichtlich fand ich es trotzdem sehr interessant, die NS-Zeit einmal aus der englischen Perspektive zu betrachten, allerdings wurde auf die Gräueltaten der Nazis meiner Meinung nach viel zu oberflächlich eingegangen.
Fazit:
Durchaus interessanter Blick auf das Leben und Wirken der englischen Mitford-Schwestern und ihre Rolle am damaligen Weltgeschehen. Für mich leider zu viele Erzählperspektiven, zu wenig Emotionen, zu viele Zeitsprünge, zu wenig Tiefe, zu viel Oberflächlichkeit in der Darstellung der NS-Zeit... Meiner Meinung nach der schwächste Band aus Marie Benedict's bisher überzeugender Bedeutende-Frauen-der Weltgeschichte-Reihe.