Robert Lichtenwald kommt nicht zur Ruhe

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chrischid Avatar

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Der Münchner Anwalt Robert Lichtenwald zieht sich in sein Rustico in der Toskana zurück, um zur Ruhe zu kommen, vielleicht sogar sein Leben zu überdenken. Doch kaum angekommen wird er schon hineingezogen in einen ominösen Mordfall, bei dem die Brust des Toten ein seltsames Schriftzeichen ziert. Obwohl Lichtenwald jegliche Aufregung vermeiden wollte, findet er sich plötzlich an der Seite der Lokalreporterin Giada Bianchi wieder, die fast schon besessen davon ist, den Fall zu lösen, zumal es nicht bei einem Opfer bleibt. Doch muss das Gespann damit rechnen, selbst ins Visier des Täters zu gelangen...

Die Toskana, im Grunde nicht der schlechteste Ort, um die Seele baumeln zu lassen, nachzudenken, womöglich eingefahrene Denkweisen zu ändern oder einfach nur zu Atem zu kommen und neue Kraft zu tanken. Auch Robert Lichtenwald stand nichts anderes im Sinn, als er sein Rustico bezog, die Krise aus München hoffentlich nicht im Gepäck. Doch mit einem Mal kommt alles anders und, entgegen seines ursprünglichen Plans, sieht er sich plötzlich in einer Mordermittlung gefangen. Dabei sollte das doch ganz klar Aufgabe der Polizei sein. Wieso also lässt er sich von der adretten Lokalreporterin immer wieder einspannen... Der Leser spürt schnell die Schwingungen zwischen den beiden Figuren, die sie selbst nicht wahrnehmen können oder wollen. Dennoch kann man nicht genau sagen in welche Richtung diese Beziehung sich entwickeln wird, vieles ist denkbar, alles ist möglich.

Die Spannungskurve ist am ehesten mit heftigem Wellengang zu vergleichen, es geht ständig auf und ab. Sobald es sich inhaltlich um die Ereignisse den Fall betreffend dreht, legt der Autor ein hohes Tempo vor, die Spannung kennt keine Grenzen. Stehen jedoch Situationen im Vordergrund, die die Haupthandlung kaum oder gar nicht berühren, sinkt nicht nur die Spannungskurve, auch der mühsam aufgebaute Elan verflüchtigt sich nach und nach. Dieses Hin und Her zieht sich leider komplett durch den gesamten Verlauf, so dass immer wieder Störungen im Leserhythmus auftreten. Vermutlich sollten dem Leser Ruhephasen innerhalb der turbulenten Ereignisse eingeräumt werden. An sich eine gute Idee, die in der hier gegebenen Umsetzung jedoch scheitert.

Nichtsdestotrotz verfolgt man das Geschehen in der Hoffnung auf Hinweise, die den Täter und sein Motiv entlarven können. Zahlreiche Indizien führen den Leser in immer andere Richtungen, bis beinahe jeder mindestens einmal verdächtig war. Doch erst zum Schluss wird sich zeigen, ob man sich aufs Glatteis hat führen lassen oder an seinen Beobachtungen festhalten konnte.

Da es sich bei „Die Morde von Morcone“ um den Auftaktband einer neuen Reihe handeln soll, hofft man beim Folgeband natürlich darauf das gegebene Potential gekonnt umgesetzt zu sehen. Man darf gespannt sein.