Sehnsucht, Geheimnisse und die Suche nach den eigenen Wurzeln

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annnnnnna Avatar

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Mit „Die Nelkentochter“ entführt Tessa Collins die Leser erneut in die Welt der Familie Carter. Auch im dritten Band gelingt es ihr, eine berührende Mischung aus Familiendrama, Geheimnissen und exotischen Schauplätzen zu erschaffen. Lalis Suche nach ihrer Mutter führt nicht nur nach Sri Lanka, sondern auch tief in die eigene Vergangenheit.

Lali ist Mitte 20, zurückhaltend und noch auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Sie hat bereits verschiedene Jobs ausprobiert, doch keiner davon hat ihr wirklich Freude bereitet. Ihre Mutter verließ die Familie früh, um in ihre Heimat Sri Lanka zurückzukehren. Seit mit Rose, ihrer Großmutter, das letzte Familienmitglied verstorben ist, fühlt Lali sich oft einsam. Ihr Vater wird zunehmend ungeduldig, was ihre berufliche Zukunft betrifft. Um endlich auszuziehen und genug Geld für eine eigene Wohnung zu verdienen, entscheidet sie sich halbherzig für eine Ausbildung in der Werbeagentur, in der sie gerade ein Praktikum macht. Doch ein Fund auf dem Familiensitz Blooming Hall in Cornwall verändert alles: Ein Gedichtband ihrer Mutter taucht auf, und die jahrzehntelang verdrängte Sehnsucht bricht sich Bahn. Einem spontanen Impuls folgend, fasst Lali Mut, reist nach Sri Lanka und begibt sich dort auf die Suche nach ihrer Mutter und nach Antworten.

Tessa Collins gelingt es erneut, den Leser bestens zu unterhalten. Lalis Gefühlswelt und ihre Sehnsucht nach Nähe und Zugehörigkeit werden auf der Suche nach ihren Wurzeln einfühlsam und glaubwürdig geschildert. Die exotischen, lebendigen Beschreibungen Sri Lankas wecken nicht nur Reiselust, sondern lassen die Vielfalt des Landes und seiner Kultur fast greifbar werden. Besonders die Rückblicke auf den Bürgerkrieg Mitte der 80er Jahre und dessen dramatische Auswirkungen auf die Familie sind aufwühlend, zugleich aber stimmig in die Handlung eingebettet.
Ich fand den Ausflug nach Sri Lanka insgesamt gelungen, wenn auch nicht ganz so stark wie die beiden Vorgängerbände. Die eingestreuten Gedichte wirkten zunächst wie eine charmante Idee, verloren für mich aber bald an Reiz – sie waren zwar voller Sehnsucht, jedoch sprachlich recht schlicht.

Dennoch überzeugt dieser Roman durch seinen einfühlsamen Ton, die sorgfältige Recherche und die atmosphärische Schilderung einer fremden Welt. Er macht neugierig auf die kommenden Bände und die weiteren Geheimnisse der Familie Carter.