Gefühlvoll, tiefgründig, wichtig…

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Es ist der erste Januar 1986 als wir in diese Geschichte einsteigen.

Fitch, Bird und Cash sind unsere Protagonisten in diesem wundervollen Kinderbuch. Die drei sind Geschwister und könnten unterschiedlicher kaum sein. Fitch liebt die Spielhalle, Bird tüftelt gerne und schreibt eigene Gebrauchsanweisungen und Cash hängt am liebsten einfach mit seinen Freunden ab.

Sie gehen alle drei auf dieselbe Schule, die Park Middle School in Delaware.
Die Geschwister leben so nebeneinander her und interessieren sich eigentlich nicht wirklich für die jeweils anderen. Zuhause ist die Stimmung sowieso nicht so toll und jede*r von ihnen hat eben eigene Interessen.

Am 23. Januar 1986 ist der geplante Start des Challenger-Space-Shuttles und in der Schule wird ein Themenmonat veranstaltet. Während die beiden Jungs das nicht wirklich interessiert, ist es für Bird einfach wundervoll und sie ist total in ihrem Element. Schließlich hat sie große Ziele und möchte mal die erste Shuttle-Kommandantin der NASA werden.
Doch als dann beim Start das große Unglück geschieht und das Shuttle explodiert, ist dies für die Geschwister ein Moment des Wandels und sie finden so eng zusammen wie nie zuvor.

„»In welcher Hinsicht sind Menschen besser als Maschinen und umgekehrt? Welche Vorzüge haben die einen im Vergleich zu den anderen? Denkt euch so viele Gründe aus, wie ihr könnt.«“




Was als lustige Geschichte mit Erzählungen aus dem Alltag dreier Geschwister beginnt, wird Seite für Seite immer tiefgründiger und vielschichtiger.


Fitch ist nicht nur begeistert von Videospielen (und echt talentiert), er ist leider auch häufig wütend und lässt es an den Menschen um ihn herum aus. Er merkt in diesen Momenten sogar, dass sein Temperament da mit ihm durchgeht, aber er kann es einfach nicht steuern.

„Die Hitze in Fitchs Brust prasselte und sprühte Funken. Er hatte drei Leben vergeudet. Bloß weil sein Bruder ein Vollpfosten war.“


Birdie ist wissbegierig und intelligent. Sie hat große Träume und Ziele, fühl sich aber auch verloren, unsichtbar und einsam. Sie kommt zwar mit allen Mitschüler*innen gut klar, richtige Freunde hat sie aber irgendwie nicht. So unterhält sie sich in Gedanken oft mit ihrem großen Idol Judith Resnik, eine der beiden Frauen im Team des Challenger Shuttles.

„Judith Resnik: Du hast tiefgründige Gedanken, Bernadette Nelson Thomas. Hat dir das schon mal jemand gesagt?
Bird: Ich glaub nicht, dass das irgendwen interessiert.
Judith Resnik: Mich interessiert es.“


Cash ist voller Scham und weiß nicht recht weiter. Er ist der große Bruder, der nun aber vielleicht schon zum zweiten Mal die 7. Klasse nicht besteht. Dann wäre er in einem Jahrgang mit seinen kleinen Geschwistern und all seine Freunde schon auf einer anderen Schule. In seinem großen Hobby, dem Basketball, ist er auch bei weitem nicht so talentiert wie er es gerne wäre – kann er eigentlich überhaupt irgendetwas?

„Ms. Salonga behauptete immer, dass jeder in irgendetwas gut war. Und von anderen Lehrern hatte er das auch schon gehört. Bisher hatte er nie näher darüber nachgedacht. Aber jetzt ließ ihn diese Vorstellung nicht mehr los.“




Dieses Buch ist einfach wahnsinnig toll. Es finden sich viele wichtige und gut aufgearbeitete Themen, sowohl direkt ersichtlich als auch subtil zwischen den Zeilen.
Die drei Protagonist*innen sind vielschichtig, was die Autorin einfach wunderbar umsetzt. Auch die Nebencharaktere sind allesamt sehr spannend und liefern wichtigen Input. Über dieses Buch möchte man einfach reden und es wird in mir auch noch sehr lange nachklingen.

Die Kapitel erzählen wechselnd aus den Perspektiven der Geschwister und sind ab und an aufgelockert durch einige von Birds Zeichnungen in schwarz-weiß.
Die Nelsons greifen nach den Sternen ist nicht nur unterhaltsam, aber zeitgleich emotional – es vermittelt ganz nebenbei auch spannendes Wissen und wichtige Botschaften.

Eine wirklich riesengroße Leseempfehlung!

„In einem Time-Interview sagte Collins: »Ich rate allen, sich große Ziele zu setzen, auch wenn sie vielleicht zu anspruchsvoll wirken und wenn die Gefahr besteht zu scheitern. Nimm dir Aufregendes und Großes vor und sei immer bereit, anderen zu helfen. Nichts fühlt sich besser an, als einem anderen Menschen beizustehen.«“
(über Eileen Collins, die erste Shuttle-Kommandantin der NASA)