"Die Erde sah komisch aus"

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r.e.r. Avatar

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"Auf einem Hektar kann man vieles verbergen, unter der Erde. Das Grauen ist nicht weit weg, das ist es nie." So endet der Prolog von Colson Whiteheads "Nickel Boys". Eine Gruppe junger Archäologen entdeckt den geheimen Friedhof einer Besserungsanstalt für junge, straffällig gewordene Männer. Durch Zufall, weil "die Erde komisch aussah". Schon die Knochenfunde auf dem offiziellen Friedhof der Anstalt wiesen Ungereimtheiten auf. Brüche, eingeschlagene Schädel, Brustkörbe voller Schrotkugeln. Die Knochen auf dem geheimen Friedhof deuten auf schlimmeres hin. Hier gibt es noch nicht einmal weiße Kreuze, geschweige denn Namen.
Die überlebenden Nickel-Jungs bilden eine Selbsthilfegruppe. Wie immer, wenn einer das Schweigen bricht, folgen andere nach. Versuchen gemeinsam das erlebte Grauen aufzuarbeiten. Nur nicht Elwood Curtis: "Er recherchierte die alte Besserungsanstalt ab und zu im Netz, um sich über neue Entwicklungen zu informieren, mied aber die Treffen und setzte seinen Namen auf keine Liste, dies aus mehreren Gründen. Wozu das Ganze? Erwachsene Männer. Reichten sie einander Kleenex-Tücher?"
In "die Nickel Boys" erzählt Colson Whitehead eben jene Geschichte dieses Elwood Curtis. Eines Jungen der in den 1960er Jahren unverschuldet in die Mühlen eines unerbittlichen und grausamen Systems gerät. Wer die Gegenwart verstehen will, muss die Vergangenheit kennen. Oder kennen lernen. Zum Beispiel mit diesem wichtigen Buch!