Abgründe amerikanischer Geschichte

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katger Avatar

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Der sechzehnjährige Elwood ist ein rechtschaffender Junge. Nachdem sich seine Eltern aus dem Staub gemacht haben, wächst er bei seiner Großmutter auf, die versucht, aus ihm einen klugen und vernünftigen Amerikaner zu formen, allen Widrigkeiten zum Trotz, denn Elwood wächst als negro-amerikaner auf. Es scheint, als wäre er auf einem guten Weg. Elwood ist belesen und neugierig. Er interessiert sich für die Reden des Martin Luther King, besucht entgegen der Haltung seiner Großmutter auch Demonstrationen. Er verdient sich Geld in einem kleinen Store. Dann kommt die große Chance: Elwood darf auf ein College. Doch das Schicksal meint es anders. Elwood wird auf dem Weg zum College unbeteiligt in eine Straftat verwickelt und in die Jungenbesserungsanstalt, das Nickel, verbracht. Dort erlebt er die Hölle auf Erden. Es ist egal, wer du bist, es ist egal, wie rechtschaffend du bist. Hinter den Toren des Nickel bist du schwarz und ein Taugenichts. Elwood erlebt Peinigung, Demütigung und Misshandlung. Wird es einen Weg für ihn nach draußen geben?

Wer Colson Whitehead kennt, der weiß, dass der Autor kein Blatt vor den Mund nimmt. So schafft er es auch dieses Mal eine fiktive Person in den Kontext wahrer Begebenheit einzubetten und den Leser ab der ersten Seite zu fesseln. Der Plot ist gnadenlos. Oft fragt man sich: Kann es so zugegangen sein? Aber Whitehead schafft es, amerikanische Geschichte erschreckend detailgetreu zu rekonstruieren.

Besonders spannend sind die eingebauten Zeitsprünge zwischen dem jungen und dem alten Elwood. Hier erwartet den Leser eine absolute Überraschung.

Aus meiner Sicht eine absolute Kaufempfehlung!