Ein Fingerzeig auf den Rassismus - ohne Holzhammer

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barbarasbuecherbox Avatar

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Elwood ist ein guter Junge. Er ist fleißig, geht zur Schule und schreibt gute Noten. Seine Großmutter ist stolz und sein Arbeitgeber hält große Stücke auf ihn. Aber es sind die 60er, er ist schwarz und die Rassenunruhen lassen auch ihn nicht kalt. Als er dann unschuldig eines Verbrechens beschuldigt wird, landet er im Nickels – eine Schule, die Jungs dabei helfen soll, in der Welt zurecht zu kommen. Der erste Eindruck Elwoods von einer Schule wird schnell eines besseren belehrt, denn hinter der hübschen Fassade ist es harte körperliche Arbeit, die Elwood erwartet, und – viel schlimmer – Angst und Unterdrückung.
Doch auch eine große Freundschaft.

Durch den Klappentext hätte ich das Buch niemals gelesen, beim Aufschlagen wusste ich nichts über die Geschichte. Das war auch der Grund, weshalb mich der Roman so begeistern konnte.
Das Buch wartet nicht mit großen Twists oder einer knisternden Spannung auf, auch nicht mit tiefen Gefühlen oder Wut, denn Whitehead ist kein Schreiber, der den Leser durch Entsetzen oder Grausamkeit bei der Stange hält. Viel mehr schafft er es mit einer präzisen Sprache und einer absolut nicht rassistischen Ansicht es, ein großartiges Buch zu schreiben.
Trotz des Hintergrund der Bürgerrechtsbewegung in den 60ern und der eindeutigen Unterdrückung der schwarzen – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Nickels -, ruht sich Colson Whitehead nicht auf dieser Realität aus, denn er zeigt zu keinem Moment mit dem Finger auf „den bösen weißen Mann“. Wie auch Dr. King ist es die Gleichberechtigung und gute Behandlung aller Menschen, sowohl weißer als auch schwarzer. Doch all das schwingt nur als Tembre durch die Geschichte Elwoods und Turners, im Vordergrund steht das, was sie im Nickels erleben.

„Sie tat, als würde sie ihn nicht bemerken, und er startete eine Runde „Rassismus oder schlechter Service?“. Seine Überlegungen waren noch nicht weit gediehen, da bat sie um Entschuldigung, weil er hatte warten müssen.“

Whitehead lässt den Rassismus nicht auf einer Seite stehen, denn auch unser Protagonist hat Vorurteile.


Fazit: Ein starkes Buch, das mit einem großartigen Stil und einer absolut ergreifenden Geschichte aufwartet.
Für mich eine echte Entdeckung.