Vom Versuch, gegen den Strom zu schwimmen

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"Die Nickel Boys" ist ein Gesellschaftsroman des US-amerikanischen Autors Colson Whitehead, liegt hier in einer Übersetzung von Henning Ahrens vor, umfasst 223 Seiten und erscheint im Frühjahr 2019 im Carl Hanser Verlag.
Die Geschichte dreht sich um das Leben des jungen Elwood, einem Afroamerikaner, der im Tallahassee der 1960er auswächst. Da seine Eltern ihn früh verlassen haben, lebt er von klein an bei seiner Großmutter und wird maßgeblich von ihren Ansichten geprägt. Zusätzlich beginnt er sich schon jung mit den Reden von Martin Luther King zu interessieren, welche teils im starken Kontrast zu den Lebensweisheiten seiner Großmutter stehen. Dank seiner kognitiven Fähigkeiten gelingt ihm ein guter Schulabschluss, der ihm den Besuch eines Colleges erlaubt. Doch dort soll er nie ankommen. Stattdessen landet er nach seiner Verhaftung in einer Besserungsanstalt und hier beginnt sein monatelanges Martyrium, bis Elwood mit einem weiteren Insassen die Flucht gelingt.
Whiteheads Roman basiert auf einer wahren Geschichte und ist somit der Versuch, die Themen Rassentrennung und Gewalt in Besserungsanstalten in einem spannenden Roman zu verpacken. Ich muss zugeben, dass mir persönlich die Thematik neu war und ich das Buch von dieser Warte her unterhaltsam fand. Jedoch gelang es dem Autoren nicht immer, die Brisanz der Themen klar herauszuarbeiten. Einige seiner Hauptfiguren blieben leider nur unscharf gezeichnet, die Hintergründe für das Versagen staatlicher Kontrollorgane über die Erziehungseinrichtungen werden außer Acht gelassen. Dank der Zeitsprünge von den 1960ern in die Gegenwart und zurück, bleibt der Roman trotzdem spannend und auch die überraschende Wendung am Buchende verfehlt ihre Wirkung natürlich nicht. Auch Elwoods Gewissenskonflikte verstand er Autor greifbar zu machen.
Ein wichtiges Buch, das sicherlich der Aufklärung über ein dunkles Kapitel der US-Geschichte dient. Daher bekommt es von mir trotz allem eine Leseempfehlung für Freunde sozialkritischer Literatur.