Eine mörderisch spannende Schiffspassage

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mandel61118 Avatar

Von

Das Cover mit den Herrschaften auf dem Luxusdampfer wirkt schön nostalgisch, so als stamme es direkt aus dem Jahr 1929, in dem die Geschichte spielt.
Der Roman ist aus der Sicht des Fotografen Theodor Jung geschrieben, der in eine reiche Industriellenfamilie eingeheiratet hat. Mit seiner Ehe steht es allerdings nicht zum Besten, und bald nach der Abfahrt aus Marseille verschwindet Ehefrau Dora. Ihre Eltern, Marthe und Hugo Rosterg sowie Bruder Ernst wissen angeblich nichts über ihren Verbleib. Mit von der Partie sind noch andere dubiose Gestalten wie Rostergs schmieriger Mitarbeiter Lüttgen und der erste Offizier namens Dorgelès. Alle scheinen ein bisschen zwielichtig, man weiß nicht, was sie im Schilde führen.
Doras Familie gibt vor, dass sie gar nicht erst an Bord gewesen sei, und kurz zweifelt Jung an seinem Verstand. Doch dann geht ihm auf, dass er das Opfer eines mächtigen Komplotts ist. Mithilfe der Stewardess Fanny stellt er Nachforschungen an, um herauszufinden, wo Dora abgeblieben ist. Wurde sie ermordet? Im Lauf der Passage nach Maskat geschehen weitere Verbrechen, mehrere Personen müssen ihr Leben lassen. Die Situation wird immer brenzliger …

Der Autor hat die Atmosphäre auf dem Schiff, die Hitze und Fremdartigkeit der fernen Länder derart detailliert geschildert, dass man das Gefühl hat, sich wirklich auf dem Luxusdampfer Champollion zu befinden. Er hat hervorragend recherchiert und lässt das Jahr 1929 mit einer Vielzahl von Details wieder auferstehen. Auch sprachlich ist das Buch ein wahrer Genuss, Rademachers Ausdrucksweise ist sehr gehoben und abwechslungsreich.
Auch die Story an sich liest sich fesselnd. Mit dem Protagonisten Jung rätselt man, was Dora wohl zugestoßen sein mag, und was ihre Familie sowie mehrere andere Gäste, die sich sehr suspekt verhalten, wohl ausgeheckt haben. Jungs wachsende Verzweiflung, seine atemlose Suche nach seiner Frau laden so richtig zum Mitfiebern ein.
Die Geschichte wartet mit vielen Wendungen und neuen Erkenntnissen auf, so dass es bis zum Schluss spannend bleibt.
Das Buch hat mich begeistert, was vor allem an der gewählten Sprache, dem so ausführlich geschilderten Leben auf dem Luxusdampfer und der detaillierten Darstellung der goldenen Zwanziger liegt!