Mehr historischer Roman als Krimi

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gisel Avatar

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Der Ozeanliner Champollion sticht in See von Marseille aus Richtung Orient. Mit an Bord ist Theodor Jung, traumatisierter Kriegsveteran, Fotoreporter der Berliner Illustrirten und Ehegatte der Industriellentochter Dora Rosterg. Auch seine Schwiegereltern und sein Schwager sind auf dieser Reise nach Maskat dabei. Aber auch viele weitere illustre Passagiere, wie z.B. eine skandalumwitterte Nachttänzerin aus Berlin, ein mysteriöser römischer Anwalt, eine adelige englische Lady mit ihrer Zofe, ein amerikanischer Ingenieur, ein Schläger aus der Berliner Unterwelt. Während Theodor die Risse in seiner Ehe gerne kitten möchte, kann er das von Dora nicht behaupten, und seine Schwiegerfamilie verachtet ihn. Brisant wird die Situation, als Dora kurz nach Beginn der Reise spurlos verschwindet und jeder, den Theodor nach seiner Frau fragt, beteuert, sie nie an Bord gesehen zu haben…

Es wird brenzlig für Theodor Jung, denn nicht nur seine Ehe ist nun in Gefahr geraten, sondern überhaupt sein Leben. Falls Dora wirklich nicht mehr auftaucht, gerät er nun selbst in Verdacht, seine Frau beseitigt zu haben. Da ihm aber niemand helfen möchte, macht er sich selbst auf die Suche nach ihr. Unvermutet Hilfe erhält er von einer Stewardess, die mit ihm zusammen versucht, das Rätsel um Dora zu knacken. Während dieser eine Erzählstrang das scheinbar unlösbare Verschwinden Doras versucht zu ergründen, nimmt sich der Autor Cay Rademacher viel Zeit für die Beschreibung des Lebens auf der Champollion, für die agierenden Personen und auch für die angefahrenen Stationen der Reise. Man erhält ein gutes Gefühl für die Zeit der „Golden Twenties“ kurz bevor der Börsencrash viele Träume zerschmettert. Dafür fehlte mir allerdings ein bisschen die Spannung beim Kriminalroman, während die Auflösung mir eher überstürzt und etwas zu kurz geraten vorkam.

Als Roman finde ich dieses Buch gut gelungen, als Krimi hätte ich mir mehr Spannung gewünscht. Deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen und empfehle das Buch nur eingeschränkt weiter.